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Kulturelle Praxis und ethnische Differenz als aktive Angebotsmerkmale im Tourismus: Strategien ethnotouristischer Inwertsetzung in Chile

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2006 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 23015475
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Untersuchung hat sich mit der Thematik des Ethnotourismus beschäftigt. Das touristische Interesse ist dabei insbesondere auf fremde, oftmals indigene Kulturen und Völker und deren Exotik gerichtet Anhand des Untersuchungsbeispiels Chile wurden drei indigene Gruppen (Mapuche, Aymara, Rapanui) im Hinblick auf Ihre Partizipation im Tourismus untersucht Dabei stand jedoch weniger die Wahrnehmung von Seiten der Touristen im Zentrum des Erkenntnisinteresses, als vielmehr die Sichtweise der indigenen Gruppen selbst: In welcher Form und mit welchen Strategien agieren sie im Tourismus? Als empirische Grundlage dienen qualitative Interviews, die mit indigenen und touristischen Akteuren vor Ort geführt wurden. Die Auswertung dieser Interviews belegt einerseits die wirtschaftliche Bedeutung, die der Tourismus für die häufig ökonomisch und sozial marginalisierten Gruppen inne hat. Andererseits zeigte sich auch, dass der Umgang mit touristischen Angeboten aktiv innerhalb der Gruppen ausgehandelt wird. So gibt es beispielsweise klare Trennungen zwischen jenen kulturellen Praktiken und Elementen, die Im Tourismus genutzt beziehungsweise nicht genutzt werden dürfen. Dieser selbstbestimmte Umgang mit touristischen Inhalten verdeutlicht dass die Anbieter weniger als passive und abhängige „Opfer" eines globalen Tourismusmarktes betrachtet werden sollten, sondern eher als eigenständige Akteure. Auch wurde deutlich, dass der Tourismus zu einer Re-Ethnisierung beiträgt. Der ökonomische Zugewinn ermöglicht den indigenen Gruppen, sich stärker mit kulturellen Aspekten auseinanderzusetzen. Das Beispiel der Rapanui zeigt dass diese Auseinandersetzung weit über die rein kommerziellen Aspekte der tourist art hinausgeht Es entsteht eine neues Selbstbewusstsein, welches stark an die ethnische Identität gekoppelt ist. Dabei liegt die Auslegung über das, was Rapanui ist, bei den Bewohnern selbst Diese Prozesse sind eingebettet in einen allgemeinen ethnischen Diskurs in Chile. Erst mit der Rückkehr zur Demokratie zu Beginn der 1990er Jahre wird ethnische Vielfalt auch politisch wieder toleriert und gefördert. Damit wurde der mit der Unabhängigkeit im 19. Jahrhundert beginnende Versuch der Chilenisierung („ein Land, ein Volk") endgültig verworfen. Die Untersuchung hat gezeigt, dass im Prozess der Re-Ethnisierung der Tourismus eine bedeutende Rolle spielt Er Ist in diesem Fall kein negativer Agent des Wandels, sondern fördert vielmehr die Auseinandersetzung um kulturelle Eigenständigkeit.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2006): Zu Besuch bei den anderen. In: AGORA (Magazin der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt), S. 26-27
    Hauswald, Oliver
  • „Ethnic Tourism in Chile: strategies and emic perspectives." Vortrag bei der Race, Ethnicity and Place IV Conference (Ethnie Geography Speciality Group der Association of American Geographers) in Miami (06.11.2008)
    Hans Hopfinger
  • „Rapa Nui - Osterinsel, Tourismus und kulturelle Praxis am Nabel der Welt." Vortrag im Geographischen Kolloquium der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (02.12.2008)
    Hans Hopfinger
  • (2009): Tourismus, kulturelle Praxis und das Tapati-Fest auf Rapa-Nui (Osterinsel). In: Trupp, Claudia/Trupp, Alexander (Hrsg.): Ethnotourismus. Interkulturelle Begegnung auf Augenhöhe? Mandelbaum Verlag, Wien. S. 59-79
    Hauswald, Oliver
  • „Etnoturismo - diversidad cultural como atractivo turistico? Percepciónes, estrategias y efectos del turismo indigena en Chile." Vortragsreise zum Transfer der Erkenntnisse aus dem Projekt in Chile im März 2009 1. 09.03.2009 Vortrag an der Universidad Santo Tomas in Los Angeles 2. 11.03.2009 Vortrag an der Universidad de Concepcion in Concepcion 3. 12.03.2009 Vortrag bei der CONADI (chilenische Indigenenbehörde) in Temuco 4. 19.03.2009 Vortrag an der INACAP-Universität (in Zusammenarbeit mit dem PTI Arica- Parinacota) in Arica 5. 24.03.2009 Vortrag in Hanga Roa (Museo Antropolögico P. S. Englert), Osterinsel 6. 31.03.2009 Vortrag beim deutsch-chilenischen Bund in Santiago de Chile
    Hans Hopfinger
 
 

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