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Mikroidentitäten im hellenistischen und kaiserzeitlichen Bithynien: Archäologischer Survey in Nikaia (Iznik/Türkei)

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 230465509
 
Das Forschungsvorhaben ist der materiellen Kultur von Nikaia (Iznik / Türkei) in den Epochen des Hellenismus und der römischen Kaiserzeit (ca. 300 v. Chr. bis 395 n. Chr.) gewidmet. Sein Ziel ist es, die entsprechenden Quellen zu erschließen und im Hinblick auf ihre Aussagen zur Herausbildung kollektiver Identitäten in politischen und kulturellen Räumen unterschiedlicher Größe und Struktur zu untersuchen.Nikaia war eine Polis regionaler Bedeutung in Bithynien im Nordwesten Kleinasiens. Sie ist ein aussagekräftiges Fallbeispiel, um die lokalspezifischen Ausprägungen des mit dem Schlagwort "Romanisierung" bezeichneten kulturellen Integrationsprozesses der antiken Mittelmeerwelt nachzuvollziehen. Die Stadt war zunächst Teil der Regionalherrschaft der bithynischen Könige, bevor sie innerhalb des Imperium Romanum ein Zentrum der römischen Provinz "Bithynia et Pontus" bildete und schließlich nach der Teilung des römischen Reiches zum Hinterland der neuen Residenzen Nikomedia und Konstantinopel gehörte. Sie ist zugleich der Ort mit der umfangreichsten, wenn auch bislang kaum aufgearbeiteten materiellen Überlieferung aus den genannten Perioden in Bithynien.Die verschiedenen antiken Denkmäler, die sich innerhalb der türkischen Kleinstadt Iznik in situ oder als Spolien verbaut erhalten haben oder in dem lokalen Museum aufbewahrt werden, sollen im Rahmen des Projektes mit einem interdisziplinären Survey unter Beteiligung von Klassischer Archäologie, Historischer Bauforschung und Geophysik zunächst umfassend dokumentiert werden. Darauf aufbauend sollen sie auf die Frage hin ausgewertet werden, in welchen historischen Phasen, in welchen funktionalen Kontexten und ausgehend von welchen sozialen Gruppen der Bezug auf spezifische lokale Eigenarten eine hervorgehobene Bedeutung für die Identitätsbildung erhielt und wann demgegenüber supralokale Narrative wie die Traditionen Bithyniens, die Werte hellenischer Kultur oder die Zugehörigkeit zum Imperium Romanum an Bedeutung gewannen. Die Stadt wird dabei als primärer Kommunikationsrahmen verstanden, in dem die unterschiedlichen Mikroidentitäten diskursiv verhandelt werden.Das Projekt ist ein komplementärer Teil eines Kooperationsvorhabens zur Erforschung Nikaias, das von den Archäologischen Instituten der Uludag Universität Bursa und der Freien Universität Berlin durchgeführt wird. Die übrigen Teilprojekte gelten der ökonomischen Basis der Stadt auf der Grundlage eines intensiven, keramikbasierten Surveys des suburbanen Raumes (Teilprojekt Prof. Dr. Silvia Polla, Berlin), sowie ihrer Verkehrsinfrastruktur, die mit einer Dokumentation des Hafens und des regionalen Straßennetzes rekonstruiert werden soll (Teilprojekt Prof. Dr. Mustafa Sahin, Bursa). Insgesamt soll mit dem Projekt ein Beitrag zu einer systematischen Aufarbeitung der bislang kaum bekannten Archäologie Bithyniens geleistet und ein Fallbeispiel für eine Erschließung der Mikrogeschichte antiker Herrschaftsräume geschaffen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Türkei
Beteiligte Person Professor Dr. Mustafa Sahin
 
 

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