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Jiddisch, die Sprache der Liebe: Isaak Wetzlars Libes briv (1748/49) im Kontext von Pietismus, Frühaufklärung und Moralliteratur

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 230535262
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des von der DFG geförderten Projekts wurde eine Edition von Isaak Wetzlars Libes briv (1748/49), einem wichtigen Grundlagentext für die jüdische Geschichte, Sprache und Kultur der Frühneuzeit angefertigt. Als Begleitung zur Edition im Jiddischen wurde der Text ins Deutsche übersetzt und von einem Sachkommentar versehen, um das Werk einer wissenschaftlichen Öffentlichkeit außerhalb der Judaistik und Jiddistik zugänglich zu machen. Aufgrund bisher angeführter Zitate aus dem Libes briv in Sekundärliteratur war der Eindruck entstanden, dass Wetzlar in einer Sprache geschrieben habe, die man schwer als eher Jiddisch oder eher Deutsch beschreiben konnte und dass Beschreibungen, die den Text einem der beiden Sprachen zuteilten, ideologisch motiviert waren. Die Analyse der unser Meinung nach frühesten Handschriften führt eindeutig zur Konklusion, dass Wetzlar seinen Libes briv auf Jiddisch verfasste. Die Einflüsse der deutschen Schreibsprache sind vor allem im Gebrauch von langen, komplexen Sätzen und in vereinzelten Schreibweisen und morphologischen Elementen zu sehen. Dieselben Einflüsse sind nicht unüblich in gedruckten jiddischen Texten der Zeit, z.B. in Elchanan Henele Kirchhains Simkhes hanefesh (Erstdruck 1707). Die späteren Handschriften sind stark ediert worden: In einem Text wurde sogar ein ganzes Kapitel gestrichen. In allen späteren Handschriften wurde der Text gestrafft. Wetzlars Original war, wie die frühe Handschriften zeigen, voller Redundanzen. Die Schreibweisen in den Handschriften aus dem späten 18. und frühen 19. Jh. sind „modernisiert“ worden in dem sie – in unterschiedlicher Weise – Tendenzen in der Entwicklung der Jiddischschreibung in den deutschsprachigen Gebieten folgen (Benutzung des ayin für unbetonte Vokalen, Verdopplung von Konsonanten die im Deutschen in Doppelschreibung auftreten usw.). Die Handschriften sagen etwas aus über den intendierten Gebrauch solcher Texte. Wetzlar richtet sich zwar sowohl an Männer als an Frauen – vor allem an Männer – aber mindestens drei der zehn bekannten Handschriften wurden für Frauen angefertigt. Eine Abschrift wurde von einem Mann (in Amsterdam) für den Eigengebrauch angefertigt. In den weiteren Handschriften waren keine eindeutigen Informationen über Gebrauch oder Besitztum enthalten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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