Edition des Spiegels der menschlichen Seligkeit (anonyme Versübersetzung des Speculum humanae salvationis)
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die geplante Edition 'Spiegel der menschlichen Seligkeit (anonyme Versübersetzung des Speculum humanae salvationis)' wurde in der Projektlaufzeit fertiggestellt. Neben der Publikation von Materialien (Transkriptionen und Kollationen) im Internet wurde eine Druckausgabe erstellt. Die Druckausgabe wird einen Tafelteil erhalten, der den gesamten Bildzyklus des 'Spiegels der menschlichen Seligkeit' repräsentiert. Der gut 200-seitige Editionstext (4920 Verse) wird ergänzt durch eine kontextualisierende Einleitung, einen Anhang mit stark abweichenden Überlieferungen sowie Namen- und Wortverzeichnisse. Da keine Handschrift einen kompletten Text bietet, ist der Editionstext aus verschiedenen Handschriften zusammengestellt; der Abdruck macht diesen Status durch typographische Markierungen deutlich. Damit liefert die Edition ein Modell, Kurz- und Langfassungen in einen gemeinsamen Abdruck zu bringen, in dem der Leser je nach Interesse 'abbiegen' kann. Ein textkritischer Apparat mit 4400 Einträgen erschließt die gesamte Überlieferung der Langfassung und der Überlieferungsgruppe I sowie stellvertretende Handschriften der Parallelfassungen II und III. Ein Apparat für Quellen und Verständnishilfen mit 375 Einträgen schlüsselt schwierige Passagen auf und gibt Quellenangaben zur Bibel sowie zu Legenden und Vätersammlungen. Über eine Marginalspalte läuft durchgängig die Zählung des lateinischen Vorlagentextes mit, wodurch die Übersetzungsweise des Verfassers überprüfbar und durchsichtig wird. Das Projekt hat, neben den erwarteten Ergebnissen im Allgemeinen, eine Reihe interessanter Erkenntnisse im Detail hervorgebracht. Bei Projektbeginn wurde vermutet, dass die genaue Entstehungsfolge von Kurzfassung, Langfassung und den Gebetskapiteln 43 bis 45 (Tagzeitengebete, Schmerzen und Freuden Mariens) nicht feststellbar sein würde. Während zur Reihenfolge von Kurz- und Langfassung nach wie vor gemutmaßt werden muss, ist für die Gebetskapitel nun nachträgliche Entstehung zur Vervollständigung höchst wahrscheinlich. In die umfangreiche separate – vor allem niederdeutsche – Überlieferung dieser Gebete, die bislang nicht erschlossen ist, konnte zumindest teilweise Licht gebracht werden.