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Politische Ökonomie im 5. Jahrtausend v.Chr. im Süd-Iran. Grabungspublikation des Materials von Tepe Sohz

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 231029253
 
Das Projekt beinhaltet die Analyse der Ausgrabungen des 5. Jts. v. Chr. von Tepe Sohz in der Behbahan-Ebene im Südwest-Iran. Die Ausgrabungen wurden 1970 von Prof. Dr. Hans J. Nissen durchgeführt, der Tepe Sohz wegen seiner soziopolitischen Bedeutung (als größter Ort der Ebene im 5.Jt. v.Chr.) und aufgrund seiner geographischen Lage zwischen der kulturellen Susiana-Tradition im westlich gelegenen Khuzistan und der Bakun-Tradition von Fars im Nordosten auswählte. Ursprünglich war beabsichtigt, großflächig Ausgrabungen am Ort durchzuführen, was aber nur im Ansatz geschehen konnte. Eine umfassende Analyse des ergrabenen Materials steht noch aus. Die gesamte Dokumentation sowie ein großer Teil der ausgegrabenen Artefakte und Proben befinden sich im Institut für Vorderasiatische Archäologie der Freien Universität Berlin und stehen für eine endgültige Analyse und Veröffentlichung zur Verfügung. Das Hauptziel der Analyse des Tepe Sohz-Materials ist es, zwei konkurrierende Modelle der politischen Ökonomie des südwestlichen Iran im 5. Jahrtausend v. Chr. zu erproben, die von Abbas Alizadeh bzw. William Sumner anhand der Evidenz in der Provinz Fars entwickelt wurden. Ein von Alizadeh propagiertes 'Enclosing Nomadism'-Modell arbeitet mit einem Szenario, wonach ein Teil der Bevölkerung vertikalen Nomadismus praktizierte und jährlich vom im Winter genutzten Tiefland zu Sommerweiden im Hochland migrierte. Die Bevölkerung kleiner Dörfer hingegen bestand aus sesshaften Bauern, die hauptsächlich für ihre eigenen Bedürfnisse produzierten. Zentrale Orte wie Tepe Sohz waren teils Siedlungen für spezialisierte Handwerker, die Güter für den Austausch mit den wirtschaftlich und politisch dominierenden Nomaden herstellten. Hiermit kontrastiert Sumners Modell, hier als 'Agrikultur-Modell' bezeichnet. Er sieht Evidenz für eine im 5. Jt. v.Chr. sich intensivierende landwirtschaftliche Basis, einschließlich der Nutzung von Bewässerung, wozu kleinmaßstäbliche Tierhaltung kam. Dörfliche Überschüsse wurden zu Unterstützung spezialisierter Handwerker erzeugt, die in größeren Siedlungen mit nur geringfügiger politischer Hierarchisierung lebten. Für Sumner entsteht Vollnomadismus erst in Perioden nach dem 5. Jt. v.Chr. Die Materialien aus Tepe Sohz, Tierknochen, Keramik und eine Anzahl an Proben und Kleinfunden stellen eine gute Grundlage für die Evaluierung der zwei Modelle mittels eines Multi-Proxy-Ansatzes dar. Stilistische und Röntgenfluoreszenz-Analysen der Keramik sowie Fauna-Analysen einschließlich Isotopen-Untersuchungen von Schaf/Ziege und Rinder-Zähnen liefern entscheidende Informationen für Mobilität und interregionale Verbindungen der Bevölkerung von Tepe Sohz. Die räumliche Verteilung von Lithik, Felssteingeräten und Tierknochen sowie Phytolithen-Analysen werden eingesetzt, um das Ausmaß der Bewässerungspraxis zu überprüfen. Diese Methoden werden zu einer Evaluierung des Grads der siedlungsinternen Differenzierung im Bereich der Subsistenzproduktion genutzt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich, Großbritannien, USA
 
 

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