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Gesten des Tanzes - Tanz als Geste. Kulturelle und ästhetische Übersetzungen am Beispiel der internationalen Koproduktionen des Tanztheater Wuppertal

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 231419571
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die internationalen Koproduktionen des Tanztheater Wuppertal wurden erstmalig zusammenhängend erforscht. Es konnte das ästhetisch-choreografische Konzept herausgearbeitet werden, das die für zeitgenössische Kunst insgesamt relevanten Fragen der ästhetischen Übersetzung von urbaner Erfahrung, von fremden (Alltags-)Kulturen, von kulturellen Möglichkeiten und Formen der Verständigung umfasst. Dies erfolgte in den Produktionen des Tanztheaters in einer besonderen Weise, indem eine kulturelle Geste in eine tänzerische Form übersetzt wird, die wiederum interkulturell generiert wird. Insofern wurde die Geste als (inter-)kulturelle tänzerische Bewegung und tänzerische Form selbst lesbar. Gesten, so ein Ergebnis, sind ein Phänomen des Übergangs. Sie entstehen, konventionalisieren und transformieren sich in Übersetzungsprozessen und durch Praktiken, indem dem Gesehenen und Beobachteten (im Rechercheprozess), dem Aufgeführten, dem Getanzten (im Stück) und dem Wahrgenommenen (in der Rezeption) immer neue sinnweltliche Rahmungen gegeben werden und damit immer neue Lesarten entstehen. Nicht die symbolische Aufladung der Bewegung selbst entscheidet demnach darüber, ob ein Tanz oder eine Bewegung als Geste wahrgenommen wird, sondern die Form, die Bewegungsqualität der Aufführung und der Kontext, in dem dies stattfindet. Übersetzung war das zentrale theoretische Konzept, mit dem die Geste als ein Phänomen des Übergangs erfasst wurde. Dabei konnte der vorliegende kulturtheoretische Übersetzungsbegriff differenziert und erweitert werden: Übersetzung vollzieht sich immer im Paradox von Identität und Differenz; sie ereignet sich an den Grenzen, den Übergängen, den liminalen Phasen und Orten; sie ist niemals eindeutig oder identisch, sondern immer ein Hybrid mit einer spezifischen Eigenlogik. Ästhetische, mediale und kulturelle Übersetzungen stehen in einem zirkulären Verhältnis zueinander, wobei sich »Tanz-Wissen« über das Tanztheater Wuppertal als kulturelles und diskursives Wissen erst durch mediale Übersetzungen etabliert und konventionalisiert. Am Beispiel der internationalen Koproduktionen des Tanztheater Wuppertal konnten zudem zwei grundlegende Forschungsbeiträge geleistet werden: (1) die Ausarbeitung einer »Praxeologie der Übersetzung«, die für eine kultur-, sozial- und medienwissenschaftliche Bewegungs- und Tanzforschung neuartig ist und zudem einen innovativen Beitrag zu einer kulturwissenschaftlichen Übersetzungstheorie leisten kann; (2) die Entwicklung der Methodologie einer »praxeologischen Produktionsanalyse«, die den bisherigen Methodenkanon der Tanzforschung erweitert und auch Anregungen für die Theaterforschung liefern kann. Die publizierten Forschungsergebnisse wurden international und interdisziplinär rezipiert. Die Beiträge im Bereich des Wissenschaftstransfer wurden von Publikumsmedien (z.B. FAZ, SZ, Theater der Zeit) zur Kenntnis genommen und diskutiert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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