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Die Messung des Versorgungsbedarfs bei Hochbetagten: Erprobung, psychometrische Überprüfung und Etablierung der adaptierten deutschsprachigen Version des Camberwell Assessment of Need for the Elderly (CANE)

Fachliche Zuordnung Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung von 2012 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 232174073
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In unserer langlebigen Gesellschaft ist in den nächsten Jahrzehnten mit einer deutlichen Zunahme des Behandlungs- und Versorgungsbedarfs von älteren Menschen zu rechnen. Der Begriff „Bedarf“ (englisch „need“) beinhaltet dabei die Verknüpfung bestimmter gesundheitlicher Problemlagen mit zu ihrer Lösung geeigneten Leistungen. Die zielgenaue Behandlungs- und Versorgungsplanung bei älteren Menschen setzt die multidimensionale, systematische und umfassende Abbildung des Behandlungs- und Versorgungsbedarfs voraus. Das Camberwell Assessment of Need for the Elderly (CANE) dient als Instrument zur standardisierten Erfassung des physischen, psychischen und umfeldbezogenen Behandlungs- und Versorgungsbedarfs älterer Menschen. Ziele des vorliegenden Projektes waren der Einsatz und die Erprobung der adaptierten deutschen Version des CANE. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde die adaptierte deutsche Version des CANE in einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe über 75-jähriger Senioren in ganz Deutschland (n = 1004) sowie in einer Subgruppenbefragung von Patienten im Alter von 75+ Jahren (n = 231) mit häufigen Erkrankungen im Alter zur Bestimmung des gedeckten und ungedeckten Behandlungs- und Versorgungsbedarfs eingesetzt und erprobt. Die krankheitsspezifischen Subgruppen bestanden aus jeweils 51 (22,08%) Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Muskel-Skeletterkrankungen sowie 65 (28,14%) Patienten mit Depression und 64 (27,71%) Patienten mit Demenz. Zusätzlich zu den Patienten konnten in der Subgruppenbefragung 168 Angehörige und 231 behandelnde Hausärzte befragt werden. Es zeigte sich, dass in der Allgemeinbevölkerung im Alter von 75+ Jahren sowie unabhängig von der Art der Erkrankung der Patienten in der Subgruppenbefragung am häufigsten ungedeckte Bedarfe im Bereich physischer Bedarfe, gefolgt von psychischen und umweltbezogenen Bedarfen berichtet wurden. Dazu zählten vor allem ungedeckte Bedarfe bezüglich körperlicher Erkrankungen, Mobilität, Gedächtnis sowie Information und Aufklärung. Ein höheres Alter und weibliches Geschlecht sowie das Erleben von sozialen Verlusten wurden dabei als Risikofaktoren für ungedeckte Bedarfe identifiziert. Es zeigte sich zudem die Tendenz, dass Patienten mit psychischen Erkrankungen mehr ungedeckte Bedarfe berichteten als Patienten mit somatischen Erkrankungen. Dabei wurde deutlich, dass die Einschätzung ungedeckter Bedarfe älterer Menschen in Abhängigkeit von der Beurteilungsperspektive stark variieren kann, so dass insbesondere im hausärztlichen Setting eine verstärkte Berücksichtigung erforderlich ist. Wie bereits in früheren internationalen Studien konnte in der vorliegenden Arbeit gezeigt werden, dass das CANE als Instrument zur Erfassung der Bedarfslage älterer Menschen mit verschiedenen Erkrankungen und in verschiedenen Settings verwendet werden kann. Neben der umfassenden Beschreibung und Analyse gedeckter und ungedeckter Bedarfe bei Hochbetagten wurde eine weiterführende Prüfung der psychometrischen Eigenschaften (Reliabilität, Validität) des CANE durchgeführt. Die adaptierte deutsche Version des CANE weist in der vorliegenden Studie befriedigende bis gute psychometrische Kennwerte auf. Durch die Bestimmung der Beurteilerübereinstimmungen zwischen Patienten, Angehörigen und Hausärzten konnte unter Berücksichtigung des personzentrierten Ansatzes des CANE eine befriedigende Reliabilität der adaptierten deutschen Version bestätigt werden. Die Bestimmung der Konstruktvalidität ergab substantielle und robuste Befunde, welche frühere Ergebnisse unterstützen. Ein weiteres Ziel des Projekts war die Entwicklung eines Handbuchs für die adaptierte deutschsprachige Version des CANE. Dieses Handbuch stellt die strukturellen Eigenschaften des Konstruktes, Reliabilität sowie Validität des Instrumentes dar und ermöglicht die Vergleichbarkeit unterschiedlich betroffener Personengruppen auf einem gemeinsam gültigen Instrument. Das Handbuch wird im Psychiatrie Verlag veröffentlicht. Insgesamt leisten die Ergebnisse des Projektes einen entscheidenden Beitrag zur Erfassung des Versorgungs- und Behandlungsbedarfs sowie zur Sicherstellung einer bedarfsgerechten und zielgenauen Versorgung älterer Menschen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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