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Osteuropaforschung in der Zweiten Polnischen Republik. Zum Verhältnis von Politik und Wissenschaft.

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 232651409
 
Das Vorhaben geht dem Verhältnis von politischer Öffentlichkeit, wissenschaftlicher Expertise und politischem Engagement bis zur Konsequenz der Entstehung einer Osteuropa-Forschung mit interdisziplinärem Charakter nach und untersucht ihre Funktionalität in Politik sowie ihre Stellung im Wissenschaftssystem. Es will Institutionen und Personen identifizieren, die in der wissenschaftlich-publizistischen Beschäftigung mit dem europäischen Osten ihren Gegenstand fanden, bei der wirksamen Propagierung eines Osteuropa-Bildes eine Leitfunktion übernahmen und eine enge Verknüp­fung von Wissenschaft, Publizistik und Politik repräsentieren. Das Forschungsvorhaben sieht in der Haltung zum Osten eine Schlüsselfrage der abendländisch europäischen Positionierung Polens. Es geht darum Grundlinien zu ziehen, die den Osten in der Geschichte des modernen polnischen Staates fixieren und beschreiben. Das Vorhaben konzentriert sich auf die Analyse publizistischer Materialien von Institutionen, wis­senschaftlichen Zweckverbänden und Personen, die in Zentrum und Peripherie Leitfunktion besaßen. Warschau, Wilna und Lemberg sind dabei nicht nur regionale Zentren einer institutionalisierten Osteuropaforschung, sondern repräsentieren auch bestimmende paradigmatische Zugänge auf Osteuropa in Gestalt historisch-regionalistischer Orientierung, geopolitisch-imperialem Ansatz und einer die Beziehungen zu den östlichen Nachbarstaaten berücksichtigenden nationalitätenpolitischen Ausrichtung. Ziel der Arbeit ist es, Leistung und Spezifika der polnischen Osteuropaforschung für Wissenschaft und Politik herauszuarbeiten und die Konstituierung des Faches in seiner Ausdifferenzierung zu beschreiben. Nicht weniger jedoch geht es auch darum, deutlich zu machen, wie allgemeine Denkstrukturen historischer und politologischer Forschung, die im Europa der Zwischenkriegszeit prägend waren, wie etwa die Volks- und Kulturbodenforschung oder auch Elemente der deutschen Ostforschung übernommen wurden und Anwendung fanden, bzw. welche übernationale Wirkung die polnische Osteuropaforschung entwickelte und die europäische Dimension des Wissenschafts­standortes Polen beeinflusste. Es soll versucht werden, die Wirksamkeit der Forschung in der praktischen Politik herauszuarbeiten, etwa durch den Abgleich mit politischer Programmatik und den Einfluss auf Aussen-und Minderheitenpolik aber auch auf das gesellschaftliche Bewusstsein des modernen polnischen Staates. Nicht zuletzt geht es um die allgemeine und spezifische Anwendung des Osteuropa-Begriffs als ein äußerst flexibles gedankliches Konzept.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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