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Teilnehmende Wahrnehmung durch multisensorische Evokation. Zur audiovisuellen Anthropologie des Unsichtbaren und Abwesenden
Antragsteller
Professor Dr. Frank M. Heidemann
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 232674124
Das beantragte Projekt steht im Kontext des Lehr- und Forschungsschwerpunktes des Antragstellers zur Visuellen Anthropologie. Gegenstand der Forschung sind die sozialen Kontexte und Diskurse von Dokumentarfilmen. Die Ausgangsfragen des Projekts lauten: Wie wird komplexe emotionale und multisensorische Erfah-rung filmsprachlich übersetzt, in audiovisuellen Repräsentationen vermittelt und diskursiv ausgehan-delt? Welche Rolle spielen multisensorische Evokationen für die empathische Teilhabe und die affek-tive Beteiligung von Rezipienten? Gemeinsam mit der vorgesehenen Mitarbeiterin wird untersucht, wie sich das Diskursfeld "Dokumen-tarfilm" im Hinblick auf diese Fragen gestaltet. Durch eine integrative Betrachtung von Visueller Anthropologie, Ethnologie der Sinne und der Emotio-nen, sowie der Nachbarwissenschaften Film-, Literaturwissenschaft und Philosophie, beleuchtet das Forschungsprojekt die Produktion und diskursive Rezeption verschiedener Affektpoetiken. Der Analy-sekorpus besteht dabei aus Filmen, die sowohl in thematischer als auch stilistischer Hinsicht die west-liche Hierarchie der Sinne und Präferenzierung des Sehens in Frage stellen. Auf diese Weise wird der Fokus verlagert: weg von einer vermeintlich abbildenden Repräsentation hin zur multisensorischen Evokation sozialer Wirklichkeiten und emotionaler Innenwelten. Analysiert werden demnach Filme, die sowohl inhaltlich als auch stilistisch das "Abwesende" und "Unsichtbare" sinnlich und emotional er-fahrbar machen. Dieser Fokus, filmsprachlich durch narrative Lücken, Montagetechniken und weitere filmische Strategien manifestiert, ist der leitenden These geschuldet, dass filmische "Leerstellen" im Imaginationsraum des Zuschauers "gefüllt" werden und dieser dadurch zu einer emotionalen und mul-tisensorischen Teilnahme angeregt wird. Dieser These gilt es durch eine interdisziplinäre Methoden-pluralität aus multilokalen rezeptionsästhetischen und diskursanalytischen Verfahren nachzukommen. Der Fokus liegt bei diesem Projekt auf den Akteuren des heterogenen Dokumentarfilmdiskurses. Das Projekt schließt mit seiner interdisziplinären Ausrichtung und seinem Fokus auf der Rezeptionse-bene eine noch offene Lücke in der Visuellen Anthropologie.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen