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Auswirkungen von haltungsverbessernden, sensomotorischen Einlegesohlen bei spezifischen Beschwerdemustern - eine biomechanische Untersuchung

Fachliche Zuordnung Orthopädie, Unfallchirurgie, rekonstruktive Chirurgie
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung von 2012 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 233010364
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Resultate der statistischen Auswertungen zeigen beim Vergleich der einzelnen Einlagenpositionen untereinander keine signifikanten Unterschiede bei gesunden jungen Männern in der Muskelaktivität der unteren Extremität, der posturalen Kontrolle und den Gelenkwinkeln des gesamten Körpers, wenn diese temporär durch einzelne sensomotorische Elemente oder ihrer Konstellation beeinflusst wird. So ist festzuhalten, dass weder die einzelnen Elemente in 1,5 oder 3 mm Stärke noch die optimale und suboptimale Komposition der Elemente nach den Prinzipien der Podo-Ätiologie nach Aich oder der Podo-Orthesiologie nach Breukhoven in der Lage sind unterschiedliche Veränderungen bei gesunden, jungen Männern im Alter von 18-35 Jahren hervorzurufen. Folglich müssen alle drei aufgestellten Arbeitshypothesen abgelehnt werden. Es kann allerdings anhand der vorliegenden Resultate nicht geschlussfolgert werden, ob die Elemente oder Einlagenkompositionen einen Einfluss gegenüber der neutralen Messposition bzw. gegenüber der Placebosohle haben, da es sich bei den analysierten Daten um normalisierte Werte jedes Teilnehmers zu seiner neutralen Messposition handelte. Aus dem Vergleich der vorliegenden Resultate mit denen bisheriger Studien resultiert die Frage, warum gesunde Menschen (junge Männer) gegenüber Menschen mit Beschwerden im muskuloskelettalen System unterschiedliche Reaktionen auf diese Elemente zeigen. Möglicherweise ist der gute allgemeine Trainingszustand der Probanden ein Einflussfaktor, denn neben Beschwerdefreiheit des Haltungs- und Bewegungsapparates verfügten sie über einen sehr guten Fitness- bzw. Trainingszustand. Vermutlicherweise scheinen die selbstregulierenden Kontrollmechanismen, die einer zentral-nervösen Steuerung unterliegen, bei gesunden, gut trainierten Männern eine derartige ökonomische und funktionelle Anpassung an die neue temporäre Ausgangssituation vorzunehmen, so dass der gesetzte Stimulus im Allgemeinen zu gering ist und somit nur leichte Veränderungen der messtechnischen Aufzeichnungen möglich sind. Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass der Stimuli der sensomotorischen, haltungsverbessernden Elemente bei gesunden, jungen Männern individuenspezifische Reaktionen hervorruft, so dass einheitliche Reaktionen der posturalen Kontrolle, der Muskelaktivität der unteren Extremität und der Gelenkwinkel nicht nachzuweisen gewesen sind. Aufgrund dieser Resultate bzw. Schlussfolgerungen ist eine Anschlussstudie durchgeführt worden. Dessen Ziel war es, die Messwiederholbarkeit einzelner Elemente bzw. der drei Sohlen im Hinblick auf die Muskelaktivität zu überprüfen. Hierfür wurden bei 10 Probanden (zufällig ausgewählt aus dem bereits vorhandenen Probandenpool) an zwei unterschiedlichen Tagen mit zwei Tagen Pause dazwischen zur gleichen Uhrzeit mit Hilfe des EMGs acht Muskeln abgeleitet und die Reproduzierbarkeit (fünf Messwiederholung je Bedingung) überprüft. Hierfür kam die Intraclass-Korrelationsrechnung zum Einsatz. Sowohl am ersten Messzeitpunkt als auch am zweiten Messtermin und an beiden Terminen zusammengefasst sind über 90% der Messbedingungen bezogen auf die acht abgeleiteten Muskel signifikant. Wird jedoch der Intraclass-Korrelationskoeffizient als solcher betrachtet, ist dieser erst klinisch relevant ab einem Wert ≥0,70. Im Hinblick auf diese Kriterien ist Folgendes zusammenzufassen: An allen drei Messzeitpunkten ist der rechte M. biceps femoris reproduzierbarer als der linke, wobei die Einlagen bessere Werte aufwiesen als die einzelnen Elemente. Der M. Peroneus longus der linken und rechten Körperseite ist nur an einem Messzeitpunkt, entweder T1 oder T2 bezogen auf die einzelnen Elemente reproduzierbar, jedoch nicht bei beiden Messzeitpunkten zusammen. Der M. soleus ist auf der rechten und linken Körperseite sehr gut reproduzierbar. Dies gilt für beide Messtermine separat als auch an den beiden Terminen zusammen. Ähnlich gute Resultate sind für den M. vastus medialis links/ rechts zu verzeichnen. Die Ergebnisse der Aufbaustudie belegen, dass die Wiederholbarkeit der Messungen insbesondere für den M. soleus und den M. vastus medialis beider Körperseiten gegeben ist. Demnach sind intraindividuell gleiche Reaktionen auch an zwei unterschiedlichen Tagen durch den gleichen Stimuli auszulösen. Aufbauend auf den Resultaten dieser Studien sollte daher in weiteren Studien der Fokus auf individuelle Reaktionen gelegt werden. Ziel dessen soll die Gewährleistung eines zielführenden, therapeutischen Einsatzes der Elemente sein zur Reduzierung haltungsbedingter Beschwerden. Ferner wäre es sinnvoll die Effekte einzelner Elemente intensiver zu erforschen. Letztendlich wäre auch der Einsatz weiterer, sensitiverer Messinstrumente wünschenswert, so dass letztendlich die Wirkung dieser Elemente besser analysiert und die Frage beantwortet werden kann, warum gesunde und kranke Menschen derart unterschiedliche Reaktionen im Allgemeinen zeigen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2013) Der Einfluss sensomotorischer Einlagenelemente auf die posturale Kontrolle bei gesunden Erwachsenen. OST; 5: 39-45
    Ohlendorf D, Hörzer, S
  • (2013) Vom Molekül zum Menschen. Das Human Performance Laboratory in Calgary. OST; 5: 20-27
    S. Hörzer, Ohlendorf D
 
 

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