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Studien zu den Anfängen der Musiksoziologie. Russisch-sowjetische Quellen, 1900-1930.

Fachliche Zuordnung Musikwissenschaften
Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 233427227
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Ziel des Projekts war die Vervollständigung der Geschichte der Musiksoziologie durch den Einbezug russischsprachiger Quellen. Realisiert wurde es im Rahmen der Sichtung von zahlreichen musikbezogenen Texten, sowie der Archivrecherche in Bezug auf die Spuren soziologischer Denkmodelle in der Lehre und hinsichtlich der Institutionalisierung des Faches. Die auf der Basis des Projekts entstandene Monographie zeigt am Beispiel Russlands, dass es zu Beginn des 20. Jahrhunderts deutlich mehr Aktivitäten mit musiksoziologischer Relevanz gab als bisher geglaubt. Diese Aktivitäten stellen im internationalen Kontext Verbindungen zwischen französischen, deutschen und vielen anderen Ansätzen her. Neben der frühen Prägung des Kulturbegriffes konnten in russischsprachiger Musikwissenschaft rezeptions-, interaktionstheoretische und musikökonomische Konzepte nachgewiesen werden, erweitert durch die empirischen Erhebungen und Systematisierungsansätze, wie der Entwurf einer Geschichte der Musikkritik. Die untersuchten Quellen enthalten die Gegenstands- und Aufgabenbestimmungen einer Musiksoziologie im engeren Sinne sowie Beispiele ihrer methodischen Umsetzung. Es konnte gezeigt werden, dass die Ansätze aus dieser Zeit weder vulgär noch naiv waren, obwohl sie rezeptionsgeschichtlich eine nicht genutzte Chance innerhalb der Fachentwicklung darstellen. Vor dem Hintergrund russischsprachiger Quellen muss man in Bezug auf das erste Drittel des 20. Jahrhunderts von einer eigenständigen und erkenntnisreichen Disziplin "Musiksoziologie" sprechen, die über mehrere Definitionen ihrer Aufgabenbereiche verfügte und deutliche, wenn auch von Konzept zu Konzept unterschiedliche, Strukturierung aufwies. Als Überraschungen zu werten sind sowohl einige Aspekte, die unmittelbar die russischsprachige Entwicklung betreffen, als auch die, der geänderten Relationen innerhalb der gesamten Fachgeschichte. Zu den ersteren zählt die Ausprägung der einheimischen Tendenzen im 19. Jahrhundert und die heterogene Beschaffenheit der Institutionalisierung des Faches in den 1920er Jahren, wobei sich auch eine Musiksoziologie im heutigen Verständnis "mitentwickelte". Die zweite Gruppe der Überraschungsergebnisse macht vor allem die enorme Bedeutung eines früheren Textes von Camille Bellaigue aus, gefolgt von den Erkenntnissen zur Begriffsgeschichte.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Ein musikalisches Stadt-Portrait aus den 1920er Jahren, bei: Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung in Greifswald, 2014
    Nowack, N.
  • Soziologische Ästhetik als Denkmodell zu Beginn des 20. Jahrhunderts, bei: Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung in Halle/Saale, 2015
    Nowack, N.
  • Soziologisches Paradigma in russischsprachiger Musikwissenschaft. Das erste Drittel des 20. Jahrhunderts, Mainz 2015 (Open Access: Schott Campus)
    Nowack, N.
  • Vereinzelte Entwürfe oder Zeitgeist? Eine alternative Sicht auf den Beginn musiksoziologischer Forschung, in: IRASM 46/2 2015, S. 245-271
    Nowack, N.
  • Soziologische Ästhetik als Denkmodell zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in: Beiträge zur Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung Halle/Saale 2015 – "Musikwissenschaft: die Teildisziplinen im Dialog", hrsg. v. W. Auhagen und W. Hirschmann, Mainz 2016 (Open Access: Schott Campus)
    Nowack, N.
  • Anfänge der Musiksoziologie. Russisch-sowjetische Quellen, 1900–1930, Frankfurt am Main 2017
    Nowack, N.
 
 

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