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Die Keramik von Tissamaharama, Sri Lanka und ihre Bedeutung für den Handel auf der Seidenstraße des Meeres zwischen Indischem Ozean und Rotem Meer

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 233644681
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die langjährige Grabung der KAAK in Tissamaharama galt der Hauptstadt des Königreichs Ruhuna im Süden Sri Lankas. Im Laufe der Untersuchungen stellte sich die große Bedeutung des Fundplatzes für die Forschungen zum Fernhandel zwischen China, Südostasien und dem Mittelmeerraum - auf der Seidenstraße des Meeres - heraus. Mit über 6 m tiefen Kulturschichten und einer Fläche von insgesamt 1.515 m2 ist die Zitadelle von Tissamaharama die am großflächigsten untersuchte Siedlungsanlage in Sri Lanka und Südindien. Wie sich zeigte, wurde sie im 5. Jh. v. Chr. errichtet und ihre Befunde bezeugen Siedlungstätigkeit bis ins 8./9. Jh. n. Chr. Eine diesen Zeitraum umfassende Keramikchronologie konnte durch Analyse benachbarter Grabungen bis ins 12./13. Jh. nach Chr. erweitert werden. Ziel des DFG-Projektes ist eine Gesamtpublikation dieser Keramiksequenz. In-situ stehende Keramikgefäße, Feuerstellen, Mauern verdeutlichen den guten Erhaltungszustand und erlaubten gesicherte Rekonstruktion fein gegliederter Siedlungsphasen. Alle Pläne der einzelnen Siedlungsphasen konnten mittlerweile publikationsfertig zusammengestellt werden. Die Gesamtpläne sind ganz wesentlicher Bestandteil des Publikationsvorhabens und dienen der Erläuterung und dem Verständnis der stratigraphischen Grundlagen, die zur Erarbeitung der Keramikchronologie führten. Mit Hilfe dieser Phasenpläne lassen sich außerdem durch Eintragung der Keramikverteilung Fehlinterpretationen bzw. – datierungen durch nicht erkannte „Störungen“ jüngerer Aktivitäten verdeutlichen, wie sie auf solchen viele Jahrhunderte bewohnten und ständig umgebauten Siedlungsplätzen zu erwarten sind. Beispielsweise wurden Scherben der sog. „Rouletted Ware“ zwar in Schichten des 4. Jh. v. Chr. gefunden, doch zeigte die genaue Beobachtung, dass die Fragmente zu einem einzigen Gefäß gehören und weiträumig verteilt in Schächten lagen, die im 2. Jh. v. Chr. angelegt wurden und bis in die tieferen Schichten gegraben worden waren. Auch die Beobachtung anpassender Scherben und ihre Verteilung auf den Phasenplänen macht Laufhorizonte deutlich und unterstützt den hier verwendeten methodischen Ansatz, bei dem durch Vergleich von Keramikinhalten gut abgrenzbarer, „geschlossener“ Befunde ein gesamtheitliches Verständnis von Form und Ware (Machart) entwickelt wird. Eine solche in gesamtheitlicher Betrachtung erstellte Keramikchronologie ermöglicht in der Folge zuverlässigere Ergebnisse als die zugegebenermaßen schnellere, quantitative Methode. Die Scherben können so Gefäßen eindeutiger zugeordnet und oft sogar trotz kleinteiligem Zustand beurteilt werden. Zu dem ganzheitlichen Arbeitsansatz gehört auch die zeichnerische Rekonstruktion vieler auf der Grabung erstellter einfacher Zeichnungen, die erst ein richtiges Verständnis der eigentlichen Gefäßproportionen – ob beispielsweise mit breiter Öffnung oder enghalsig - visuell ermöglicht. Es ist daher möglich gewesen, Geschirrsätze für die jeweiligen Phasen zu erstellen. Ein großer, bedeutender Bruch in Herstellungstraditionen ist beispielsweise regionsübergreifend ab dem 1. Jh. v. Chr. zu verzeichnen. Eine zusätzliche vereinfachte Darstellung der Keramiksequenz von Tissamaharama mit den wesentlichen Leittypen jeder Phase soll der Publikation beigefügt, um die Nutzung und das Verständnis der erarbeiteten Keramikentwicklung zu erleichtern.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Tissamaharama pottery sequence and the Early Historic maritime Silk Route across the Indian Ocean. In: Zeitschrift für Archäologie Außereuropäischer Kulturen 6: 95-117
    Heidrun Schenk
  • Tissamaharama, Sri Lanka: Die Keramiksequenz und ihre Bedeutung für den frühhistorischen Fernhandel im Indischen Ozean. In: e-Forschungsbericht des DAI 2014/2: 97-105
    Heidrun Schenk
    (Siehe online unter https://doi.org/10.34780/bre2-dab8)
  • Sembiran and Pacung on the northern coast of Bali: a strategic crossroads for early trans- Asiatic exchange. In: Antiquity 89: 378-396
    Calo, A./Prasetyo, Bagyo/Bellwood, P./Lankton, J.W./Gratuze, B./Pryce, T.O./Reinecke, A./ Leusch, V./Schenk, H./ Wood, R./Bawono, Rochtri A./Gede, I. Dewa Kompiang/Yuliati, Ni L. K. Citha / Fenner, J./Reepmeyer, C./ Castillo, C./Carter, A.K.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.15184/aqy.2014.45)
  • The Role of Ceramics in the Indian Ocean Maritime Trade During the Early Historical Period. In: S. Tripati (ed.), Maritime Contacts of the Past: Deciphering Connections Amongst Communities, pp. 143-181. New Delhi: Delta Book World
    Schenk, H.
  • The Citadel of Tissamaharama: Urban Habitat and Commercial Interrelations. In: M.-F. Boussac / J.-F. Salles / J.-B. Yon (eds.), Ports of the Ancient Indian Ocean, pp. 459-479. Delhi: Primus Books
    Schenk, H. / Weisshaar, H.-J.
 
 

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