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Szenographien des Subjekts

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 234147624
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das DFG-Netzwerk hat einerseits Theorieszenen untersucht und damit gefragt, wie Theorien der Subjektivierung szenisch und szenographisch strukturiert sind. Andererseits wurden konkrete Szenen (auf dem Theater, im Film, in der Performancekunst) analysiert, um neue Erkenntnisse über die medialen, technischen, dramaturgischen Mechanismen des Szenischen zu gewinnen. Diese Konfrontation hat sich als äußerst fruchtbar erwiesen, insbesondere mit Blick auf die Spannung zwischen Präskription (Vorschrift) und Emergenz von Subjektivierungsformen. Vorformatierungen und situatives In-Erscheinung-Treten erwiesen sich als Möbiusband: Das Subjekt tritt auf, indem es Regeln folgt, Sichtregime bedient, sich in zeitliche Ordnungen fügt. Im Akt der Aufführung kommt es aber zu einer Thematisierung der Rahmungen und damit zu einer Neukonfiguration. Verstärkt kamen dadurch auch Alltagssituationen in den Blick, die sich als ebenso voraussetzungsvoll wie künstlerische Arrangements herausstellten. Es gelang, den Begriff Szenographie im Vergleich zu soziologischen und kulturmedienwissenschaftlichen Begriffen stärker zu konturieren. Im Vergleich zwischen den Begriffen der Szene und der Situation (Soziologie) ist die starke Rolle der symbolisch­materiellen Anordnung in den Vordergrund gerückt. Während die Situation Handlungsverläufe als Teil einer emergenten Ordnung begreift, die offen für Transformation ist, ist der Begriff der Szene eher auf technische Akte der Typisierung und des Arrangements bezogen. Im Vergleich zum Begriff des Dispositivs erwies sich derjenige der Szenographie als analytisch stärker, da er zeitliche Dynamiken und Selbstthematisierung ermöglicht Das Dispositiv impliziert ein heteronomes Struktur-Subjekt-Verhältnis, während die Szenographie auch ein aktives, semisouveränes »Sich-Aufführen« in einem medialen Rahmen fassen kann. Mit szenographischen Begriffen, so unsere These, ist die aktive Beziehung zwischen Struktur (bürokratisch, kultur-/technisch) und Subjekt umfassend beschreibbar. Sie ermöglichen außerdem die (vergleichende) Analyse von Theorien, künstlerischen Artefakten und Alltagssituationen der Subjektivierung.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Der Hund kann überhaupt nicht sprechen! Das Drama der Autonomie und die Verkettung der Zeichen, in: Ulrike Bergermann (Hg.): Disability trouble. Ästhetik und Bildpolitik bei Helen Keller, Berlin: b_books 2013, S. 116-129
    Karin Harrasser
  • Noise and Voice. Zur Geschichte der Spezialeffekte in der Psychotherapie, in: Ralf Bohn/Heiner Wilharm (Hrsg.): Inszenierung und Effekte. Die Magie der Szenografie, Reihe Szenografie & Szenologie, Band 7, Bielefeld: transcript 2013, S. 263-279
    Céline Kaiser
  • Spekulative Praktiken: Zur Vorgeschichte des Assessment Centers, in: ilinx - Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft: Ökonomische Praktiken 3 (2013), S. 57-74
    Katja Rothe
  • Das dämonische Werktheater. Hofmannsthals Selbstinterpretationen, in: Lars Friedrich/Eva Geulen/Kirk Wetters (Hrsg.): Das Dämonische. Schicksale einer Kategorie der Zweideutigkeit nach Goethe, Paderborn: Fink 2014, S. 267-289
    Lars Friedrich
  • Die Welt als Labor - Über eine folgenreiche Gründungsszene der ANT, in: Sina Farzin/Henning Laux (Hrsg.): Gründungsszenen soziologischer Theorie, Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften 2014, S. 25-40
    Ute Tellmann
  • The Autobiographical Turn in Germanophone Documentary and Autobiographical Film, Rochester; Camden House Press 2014
    Robin Curtis/Angelica Fenner (Hrsg.)
  • Becoming Someone Else. Experiences of Seeing and Being Seen in Contemporary Theatre and Performance, in: Otherness: Essays and Studies, 5:1 (2015)
    Adam Czirak
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s11097-013-9334-y)
  • Szenen der Menschwerdung. Von der Technik- zur Medienphilosophie, in: Christiane Voss/Lorenz Engell (Hrsg.): Mediale Anthropologie, München: Fink 2015, S. 125-137
    Leander Scholz
  • »... die Einladung, Widersprüchliches zu ertragen...« Schlaglichter auf den performative turn in Philosophie und Theaterwissenschaft, in: Jörg Sternagel/Dieter Mersch/Lisa Stertz (Hrsg.): Kraft der Alterität. Ethische und aisthetische Dimensionen des Performativen, Bielefeld: transcript 2015, S. 23-34
    Barbara Gronau/Alice Lagaay
  • How to Frame. On the Threshold of Performing and Visual Arts, Berlin/New York: Sternberg Press 2016
    Barbara Gronau/Matthias von Hartz/Carolin Hochleichter (Eds.)
 
 

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