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Satzstruktur und Äußerungsbedeutung - Wortstellung, Partikeln, Emphase

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 234536975
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt hat einen wesentlichen Beitrag zur formalen Grammatik der Beziehung von Syntax und Pragmatik geleistet, indem es einen Schwerpunkt auf die Syntax legte. Die Grundthese war, dass Modalpartikeln Teil des funktionalen Aufbaus der Satzstruktur sind, analog zu etablierten funktionalen Kategorien wie Neg (für Negation) oder C (für den Komplementierer). Diese Sicht zwingt zu der Annahme, dass sie Köpfe sind und keine im Satz verschiebbaren Adjunkte wie etwa Adverben oder Adverbiale. Dies hat unmittelbare Folgen für die Einschränkung ihrer Wortstellungsmöglichkeiten. Der Theorie zufolge nehmen sie eine unverrückbare Basisposition ein, in der sie über den Satz Skopus haben, und von der aus sie mit der dem Hauptsatz zugeordneten illokutionären Kraft (essentiell Spechakt + Satzmodus) kommunizieren können. Dies hat zur Folge, dass Modalpartikeln unter gewissen Umständen in Einbettungsstrukturen auftreten können wie etwa in Wohin glaubst du, (dass Gerlinde meint …) dass ich meine Brille denn hingelegt haben könnte? Völlig unbekannt war bisher, dass sich aus der Annahme einer funktional basierten Kopftheorie eine neuartige Analyse für Stellungsalternativen ergeben wie in (1) Wohin habe ich denn meine Brille gelegt? und (2) Wohin denn habe ich meine Brille gelegt? (2) ist eine emphatische Stellungsoption, bei der das Fragewort mit der Partikel eine Konstituente bilden muss, sollte die Verbzweitstellung des Deutschen nicht verletzt werden. Das Projekt hat eine Theorie erarbeitet, in der Phrasen wie wohin denn parallel zum Aufbau der Satzstruktur generiert und dann in diese eingefügt werden können. Sie durchlaufen dort zyklische Bewegungen, die sich als Analogon zu der allgemein bekannten zyklischen Wh-Bewegung erweisen. Die in dem Projekt ausgearbeitete Theorie lässt sich mit wenigen unabhängig motivierten Schritten auf die Syntax der Fokuspartikeln übertragen. Sie lässt sich auch an anderen Sprachen mit Modalpartikeln erproben. In dem abgeschlossenen Projekt erfolgte dies anhand von Bangla (alias Bengali). Wesentliche Eigenschaften der Modalpartikeln des Deutschen lassen sich in dieser streng kopffinalen Sprache auffinden, in der die Partikeln zum Teil klitische und zum Teil freie Morpheme sind. Insgesamt ist zu hoffen, dass die Ergebnisse aus dem abgeschlossenen Projekt einen positiven Einfluss auf die vielschichtigen Forschungen nehmen werden, die sich im Rahmen eines neuen Interesses an der expressiven Dimension der Sprache entwickelt haben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2015. Discourse-oriented Syntax. Amsterdam & Philadelphia: Benjamins
    Bayer, Josef, Roland Hinterhölzl & Andreas Trotzke (eds.)
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1075/la.226)
  • 2015. Rethinking Syntactocentrism: Architectural Issues and Case Studies at the Syntax-Pragmatics Interface. Amsterdam & Philadelphia: John Benjamins
    Trotzke, Andreas
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1075/la.225)
  • 2017. Discourse Particles: Formal Approaches to their Syntax and Semantics. LA 564. Berlin: Mouton de Gruyter
    Bayer, Josef & Volker Struckmeier (eds.)
    (Siehe online unter https://doi.org/10.9783/9781512806182)
  • 2017. The Grammar of Emphasis: From Information Structure to the Expressive Dimension. SGG 131. Berlin: Mouton de Gruyter
    Trotzke, Andreas
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/9781501505881)
 
 

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