Analyse des Einflusses von Zertifikaten auf die Stabilität und das Risiko von Finanzinstitutionen sowie Finanzmärkten
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Strukturierte Produkte als Alternative zur Finanzierung durch klassische Anleihen stellen unter gewissen Bedingungen wohlfahrtssteigernde Instrumente dar. Während riskante Banken stets einen positiven Anteil ihres Finanzierungsmix durch strukturierte Produkte decken, finanzieren sich Banken mit geringem Anlagerisiko durch Emission klassischer Anleihen. Für einen konstanten Verschuldungsgrad kann ein riskanter Emittent durch die Emission strukturierter Produkte unabhängig der Produktausgestaltung sein Ausfallrisiko im Vergleich zur Finanzierung durch Anleihen reduzieren. Es zeigt sich eine positive Beziehung zwischen Ausfallwahrscheinlichkeit und Verschuldungsgrad. Dies stellt einen effektiven Regulierungsmechanismus dar. Betrachtet man riskante Emittenten, so haben diese mit zunehmend positiver Korrelation zwischen Unternehmensaktiva und Basiswert des strukturierten Produkts einen Anreiz zur Erhöhung des Anteils der strukturierten Produkte am Finanzierungsmix. Im Extremfall einer perfekt positiven Korrelation finanziert sich der Emittent fast ausschließlich über strukturierte Produkte. Bei riskanten Banken führt die Beimischung konkaver Produkte zur Reduktion der Ausfallwahrscheinlichkeit des Emittenten während die Beimischung konvexer Produkte die Ausfallwahrscheinlichkeit erhöht. Durch das Wertsteigerungspotential bei riskanten Banken haben diese einen Anreiz den Verschuldungsgrad zu erhöhen. Daher sollte vom Regulator insbesondere auf die Produktstruktur sowie den Verschuldungsgrad des Emittenten geachtet werden. Contingent Convertible Bonds können als spezielle Form strukturierter Produkte angesehen werden. Hierbei entsprechen die Unternehmensaktiva des Emittenten dem Basiswert des CoCos. Aufgrund ihrer konkaven Produktstruktur besitzen sie ähnlich wie Discountzertifikate Versicherungscharakter und können somit auf den ersten Blick das Ausfallrisiko des Emittenten reduzieren. Liegen allerdings asymmetrische Informationen hinsichtlich des Risikos der Unternehmensaktiva vor, so bestehen die typischen durch Fremdfinanzierung entstehenden Probleme. Zum einen existiert ein Anreiz zur Erhöhung des unternehmerischen Risikos durch Realisierung unprofitabler Investitionsprojekte. Des Weiteren kann diese Situation zur Entstehung von Kreditklemmen beitragen, da möglicherweise aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive wünschenswerte Kredite nicht vergeben werden. Um diese Probleme zu lösen müssen CoCos so gestaltet werden, dass ein Werttransfer zu Gunsten der Eigenkapitalgeber im Wandlungsfall vermieden wird. Dies stellt einen Disziplinarisierungsmechanismus dar. Des Weiteren sollte der Regulator genau auf die Wahl der Produktparameter achten. Insbesondere hervorzuheben sind hierbei die Wandlungsschwelle sowie das Wandlungsverhältnis.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Bank Financing with Structured Products – How to make Contingent Convertibles work, Die Unternehmung – Swiss Journal of Business Research and Practice 68(2) (2014), 108–128
M. Crummenerl and C. Koziol
(Siehe online unter https://doi.org/10.5771/0042-059X-2014-2-108) - From Wall Street to Main Street – How Banks can offload their Asset Risk onto Retail Investors, Schmalenbach Business Review (sbr) 67(3) (2015), 290–332
M. Crummenerl and C. Koziol
(Siehe online unter https://doi.org/10.1007/BF03396877)