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Ermittlung von In-vivo-Belastungen in der Schafswirbelsäule Ist das Schaf ein geeignetes Modell zur Erforschung neuer Behandlungsstrategien an der Bandscheibe?

Fachliche Zuordnung Orthopädie, Unfallchirurgie, rekonstruktive Chirurgie
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 238118956
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Ziel des DFG-Projekts war es, detaillierte Erkenntnisse über die in vivo wirkenden Belastungen in der zervikalen und lumbalen Bandscheibe zu gewinnen. Zur näheren Charakterisierung des Schafes als In-vivo-Modell für wissenschaftliche Fragestellungen im Bereich der Bandscheibenforschung wurden die biomechanischen Messdaten der untersuchten Segmente während unterschiedlicher Aktivitäten analysiert. Diese Daten werden zukünftig in eine Datenbank der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, die es ermöglicht, die Eignung des Schafes als Modell für den Menschen zu bewerten und weitere Forschungsvorhaben an der Bandscheibe des Schafes genauer abwägen zu können. Es konnte gezeigt werden, dass der Bandscheibendruck beim Schaf höher ist als beim Menschen. Niedrigste Drücke wurden intraoperativ, höchste Druckwerte für Losrennen oder Aufstehen gemessen. Für präklinische Studien ist es essentiell, das möglichst genaue Ausmaß der zu erwartenden Belastung zu kennen, der ein Implantat - gleich welcher Form - in vivo ausgesetzt ist. Unterbelastungen von Implantaten im Rahmen der präklinischen Erprobung beispielsweise könnten zu weitreichenden Konsequenzen bezüglich der Risikobewertung der Therapiestrategie am Patienten führen, während durch Überbelastungen gegebenenfalls neue Behandlungsstrategien verworfen werden, die innovativ und als Therapieansatz erfolgversprechend sein könnten. Ferner ist es essentiell die Belastungen zu kennen, um eine möglichst physiologische In-vitro- Testung zu gewährleisten. Aus diesem Grund war es das Ziel, physiologische Lastprotokolle aus den In-vivo-Ergebnissen abzuleiten. Der Vergleich zwischen den In-vivo- und In-vitro-Ergebnissen zeigte allerdings bemerkenswerte Diskrepanzen im viskoelastischen Verhalten der Bandscheibe zwischen beiden Modellansätzen. Während in vivo der intradiskale Druck in Ruhephasen kontinuierlich anstieg, blieb der Druck in vitro unter Entlastung aufgrund eines verminderten Fluideinstroms in die Bandscheibe konstant. Diese Unterschiede können deutliche Auswirkungen auf die Biomechanik der Bandscheibe sowie auf die Lebensfähigkeit der Zellen und den Transport von Antibiotika / Nährstoffen in in vitro Organkultur-Systemen haben. Es bleibt daher ein weiteres Ziel, die Ursachen der Diskrepanz zwischen In-vivo- und In-vitro-Ergebnissen besser zu verstehen. Die Kenntnis solcher realitätsnahen Bedingungen ist für ein breites Anwendungsspektrum in der Bandscheibenbiomechanik erforderlich. So können beispielsweise zukünftig bessere Ernährungsbedingungen für Bandscheibenzellen geschaffen oder verschiedene regenerative Strategien im Tissue-Engineering evaluiert werden. Die Untersuchungen geben zudem Aufschluss über die bestgeeignete Spezies, deren Bandscheiben das In-vivo-Verhalten der humanen Bandscheibe bestmöglich repräsentiert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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