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Wer hat das Sagen? Ausmaß, Varianz und Determinanten der Expertenautorität von internationalen Verwaltungsstäben

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 198360606
 
Internationale Regierungsorganisationen (IROs), so eine zunehmende Feststellung in Studien der Internationalen Beziehungen (IB), genießen Autorität und verfügen damit über eine Form von Macht. Diese Feststellung wirft die Frage auf, inwiefern auch ihre Verwaltungsstäbe, die als eine unterscheidbare organisatorische Einheit in IROs eingebettet sind und wichtige Funktionen erfüllen, Autorität genießen und somit Präferenzen, Strategien und Politiken von Akteuren in der internationalen Politik formen können. Ausgehend von der Annahme, dass Verwaltungsstäbe am ehesten eine bestimmte Form der Autorität genießen, richten wir in unserer Forschung die Aufmerksamkeit auf ihre Expertenautorität. In der ersten Phase der Forschergruppe beabsichtigen wir daher, uns aus einer IB-Perspektive folgenden Fragen zu widmen:1. In welchem Ausmaß und unter welchen Bedingungen genießen internationale Verwaltungsstäbe Expertenautorität?2. Inwiefern variiert ihre Expertenautorität und warum?Damit wenden wir uns einer Lücke in der Erforschung internationaler Verwaltungsstäbe zu, die bisher (Experten-)Autorität vernachlässigt hat, und beabsichtigen, die Forschung zur Expertenautorität von IROs und ihrer Verwaltungsstäbe konzeptionell, theoretisch und methodisch voranzutreiben.Konzeptionell leisten wir einen Beitrag, indem wir das Konzept von Autorität ernst nehmen, das in den bisherigen Studien zur Autorität von IROs dominiert, seine Wurzeln in der politischen Philosophie und Soziologie hat und Autorität als eine Form von Macht versteht, die auf Anerkennung fußt. Wir definieren Expertenautorität daher als eine Form legitimer Macht, die sich in einer Beziehung manifestiert, in der ein Akteur Expertenautorität beansprucht, indem er wissensbasierte Politikempfehlungen kommuniziert, und andere Akteure diese Empfehlungen anerkennen und sich dazu veranlasst sehen, sie in ihren Handlungen und Entscheidungen zu berücksichtigen, weil sie von diesem Akteur stammen. Unser theoretischer Beitrag liegt darin, dass wir Erklärungen für Experten-autorität und ihre Varianz aus unterschiedlichen, zeitgenössischen IB-Theoriesträngen überprüfen: rationalistischen, soziologischen und kritisch-konstruktivistischen Strängen. Methodisch gehen wir vergleichend und quantitativ vor. Zum einen vergleichen wir (die Varianz von) Expertenautorität von 11 internationalen Verwaltungsstäben innerhalb von und zwischen vier Gegenstandsbereichen des Politikfelds „Human Security“: Flüchtlingsschutz, Katastrophenvorsorge, Verhinderung von Epidemien und Nahrungsmittelsicherheit. Zum anderen erheben wir Daten zur Expertenautorität und zu einigen ihrer Determinanten in einer Befragung von 320 VertreterInnen der Ministerialverwaltungen in 80 Staaten und analysieren diese Daten mithilfe deskriptiv- und inferenzstatistischer Verfahren. Letztendlich soll uns dies ermöglichen, das Wissen über Expertenautorität internationaler Verwaltungsstäbe und ihre Voraussetzungen fortzuentwickeln und zu bestimmen, in welchem Ausmaß und unter welchen Bedingungen sie Macht in der internationalen Politik ausüben können.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Beteiligte Person Dr. Per-Olof Busch
 
 

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