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Amphilochios von Ikonion: Ein kappadokischer Prediger des 4. Jahrhunderts im Kontext der Liturgie-, Kirchen- und Predigtgeschichte

Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 239800299
 
Das 4. Jahrhundert n. Chr. ist eine Schlüsselphase der Kirchengeschichte: Während das Christentum von einer verfolgten Randgruppe zur römischen Staatsreligion avancierte und die kirchliche Lehre zunehmend festgeschrieben wurde, erfuhr auch die Liturgie tiefgreifende Veränderungen. Die auch für Außenstehende am deutlichsten wahrnehmbare Innovation war die explosionsartige Entwicklung von Festkreisen (Ostern, Weihnachten, Heiligenfeste) gegen Ende des Jahrhunderts. Die grundlegend veränderte Sozialgestalt und die innovative Feierkultur stellte die Verkündigung vor völlig neue Herausforderungen; die wichtigste Weise, diesen zu begegnen, war die neu aufblühende Gattung der Festpredigten.Der kappadokische Bischof Amphilochios von Ikonion lebte und wirkte in einem Zentrum dieser Entwicklungen und hat ein beachtliches Werk hinterlassen, das allerdings bis heute im Schatten der einflussreichen Theologie der "drei Großen Kappadokier" (Basileios von Kaisareia, Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa) steht, mit denen er durch verwandtschaftliche und freundschaftliche Beziehungen verbunden war. Eine Analyse seiner Predigten verspricht darum vielfältige Erkenntnisse über eine Zeit, die aufgrund des Wechselspiels von rasanter Differenzierung und gleichzeitiger Vereinheitlichung christlichen Feierns, Glaubens und Lebens sowie im Blick auf die zugrundeliegenden Interessen, Strategien und Methoden kirchlicher Verkündigung zu den interessantesten Umbruchszeiten der Geschichte gehört.Das im interdisziplinären Schnittpunkt von Liturgiewissenschaft und Patrologie angesiedelte Projekt setzt sich folgende konkrete Ziele: (1) Um alle weitere Forschung auf eine tragfähige Basis zu stellen, wird die Echtheit der unter dem Namen des Amphilochios überlieferten Schriften anhand sprachlich-stilistischer und inhaltlicher Kriterien überprüft. (2) Leben und Werk des Amphilochios werden erstmals seit über 100 Jahren umfassend dargestellt. (3) Die Predigten des Amphilochios werden stilistisch-rhetorisch, liturgisch, exegese-, dogmen- und kirchengeschichtlich analysiert und kontextualisiert. (4) Der liturgische Befund wird für ein differenziertes Bild der Festentwicklung in der wichtigsten formativen Phase des Kirchenjahres fruchtbar gemacht. (5) Ein Vergleich mit anderen Predigten lässt ein aussagekräftiges Bild der Verkündigung im Leben christlicher Gemeinden am Ende des 4. Jahrhunderts entstehen.Eine Auswertung der Predigten zeitigt neue und signifikante Erkenntnisse in den Bereichen Liturgieverständnis, Festtheologie und Entwicklung der Liturgie im 4. Jahrhundert, Bibelverwendung und Exegese in der altkirchlichen Predigt, kappadokische Theologie- und Dogmengeschichte, Aneignung von Methoden griechischer Rhetorik sowie Inhalte und Strategien der Verkündigung in der gewandelten Sozialgestalt der Kirche und im Verhältnis zu ihrem gesellschaftlichen Umfeld.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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