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Alternativlos? Gesellschaftlicher Protest in der Globalisierungskritischen Bewegung zwischen Opposition und Dissidenz

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 239825288
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt widmete sich der Erforschung von (De-)Radikalisierungspfaden in sozialen Bewegungsgruppen, am Beispiel der globalisierungskritischen Bewegung. Die globalisierungskritische Bewegung zeichnet sich durch hohe Diversität aus in Bezug auf ihre ideologische und taktische Zusammensetzung, dennoch zeigte sich bei den großen beteiligten Bewegungsgruppen eine erstaunliches Maß an Kontinuität hinsichtlich ihrer ideologischen und taktischen Ausrichtung innerhalb des Untersuchungszeitraums. Radikalisierungsdynamiken zeigten sich eher in kleineren Gruppen. Für keine der von uns untersuchten Gruppen konnten wir eine ganzheitliche Radikalisierung oder De-Radikalisierung feststellen. Das Projekt legte den Fokus auf die Veränderung von Protestrepertoires über Zeit. Hier ließen sich deutliche Veränderungen aufzeigen, für deren Erklärung das Projekt auf relationale Erklärungsansätze zurückgriff: Repertoireveränderungen ergeben sich als Resultat der Interaktion mit anderen Gruppen und Institutionen. Auf Basis dieser Einsicht untersuchten wir die Reaktion von sozialen Bewegungen auf die institutionelle Öffnung internationaler Organisationen. Es ließ sich vermuten, dass eine Einbindung der Bewegungen zu de-radikalisierten Protestrepertoires führen könnte. Allerdings zeigte sich, dass diese Kausalbeziehung zentral von zwei intervenierenden Faktoren beeinflusst wird: Die Wahrnehmung dieser Öffnung in der Bewegung und die institutionelle Offenheit/Geschlossenheit in der nationalen Politik der jeweiligen Bewegungsgruppe. Zudem gewann das Projekt neue Einsichten in Bezug auf die Auswirkung transnationaler Koalition auf nationale aktivistische Gruppen. Die Fallstudien in Indonesien, den Philippinen, dem Vereinigten Königreich und Italien zeigen, wie die Bildung von Koalitionen zwischen Ländern und Sektoren sowohl die Koalitionen zwischen Sektoren verbessern als auch behindern kann. Unsere Ergebnisse zeigen insbesondere, dass die Transnationalisierung sozialer Bewegungen keine „Richtung“ ihrer Effekte determiniert. Im Gegenteil betonen wir die Relevanz von Konflikten, Machtungleichheiten und Trade-offs im Koalitionsaufbau, sowie auch die Bedeutung unbeabsichtigter und negativer Effekte von Koalitionen. Konzeptionell hat das Projektteam den Begriff der Radikalisierung zu schärfen versucht, in dem wir mehrere Dimensionen von Radikalisierung unterscheiden, in denen Radikalisierung stattfinden kann. In unserer Konzeptualisierung begreifen wir Radikalisierung und Deradikalisierung als prozessuale Phänomene auf einem Kontinuum, die in Bezug auf ideologische und habituelle Aspekte getrennt beleuchtet werden müssen. Verbindung soziale Bewegungsforschung und Internationale Beziehungen. Die als zentral erachtete Relationalität konnte nur verstanden werden, weil das Projektteam soziale Bewegungsforschung und Internationale Beziehungen zusammenbrachte. Während der Schwerpunkt der Internationalen Beziehungen auf der analytischen Erfassung der externen Beziehungen von Bewegungen zu Organisationen und ihren Effekten lag, konnte die soziale Bewegungsforschung in Anschlag gebracht werden, um interne Veränderungsprozesse in der Bewegung zu verstehen und in Beziehungen zu diesen Interaktionsprozessen zu setzen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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