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Torbulok - ein neu entdecktes Heiligtum im hellenistischen Fernen Osten

Antragstellerin Dr. Gunvor Lindström
Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2013 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 240144108
 
Die Entdeckung eines hellenistischen Heiligtums in Torbulok, im Südwesten des heutigen Tadschikistan gelang 2012 durch die Identifizierung eines großen Steinbeckens als Perirrhanterion. Dabei handelt es sich um ein Kultgefäß, das im griechischen Ritus für symbolische Reinigungen verwendet wurde. Es bot sich die Chance, eine antike baktrische Sakralanlage mit modernen Methoden und mit einer ritualgeschichtlichen Fragestellung zu untersuchen. Diese zielt vor allem auf die Rituale, welche in dem Heiligtum durchgeführt wurden und fragt, an welchen Traditionen sich die Kultpraxis orientierte. Die im Herbst 2013 begonnenen archäologischen Untersuchungen des Fundplatzes haben den sakralen Charakter des Bodendenkmals eindrucksvoll betätigt. Auf einer Fläche von 400 Quadratmetern wurde eine Anlage mit mehreren Terrassen freigelegt, auf denen sich verschiedene Höfe und kleinere Gebäude befanden. Die Bauten stammen aus drei Bauphasen, die nach Ausweis der Keramik ausschließlich in hellenistische Zeit (Ende 4. bis Mitte 2. Jh. v. Chr.) datieren. Zu den kultgeschichtlich bedeutenden Befunden zählen ein Hofbereich mit sieben Miniaturaltären und eine aus zwei Wasserbecken bestehende Installation, neben der ein Opferschacht mit verschiedenen Weih- und Opfergaben in den Boden gelassen war. Das Heiligtum in Torbulok dürfte nach vorläufiger Einschätzung ein ländliches Sanktuar von regionaler Bedeutung gewesen sein; eine Kategorie von Kultort, die im hellenistischen Baktrien bisher unbekannt war. Der Kern der Kultanlage wurde durch die bisherigen Grabungen noch nicht erfasst. Er ist auf einer Terrasse zu lokalisieren, welche durch die Grabungen erst angeschnitten wurde. Ziel der Fortsetzung des Projektes ist es, diesen Bereich archäologisch zu untersuchen. Dabei geht es um die Freilegung des Tempels, bei dem es sich möglicherweise um ein Stampflehmbau mit einer Säulenstellung handelt. Außerdem sind in diesem Bereich weitere Befunde zu vermuten und zu untersuchen, die Einblick in die praktizierten Rituale geben, wie beispielsweise Deponierungen von Opferrelikten oder der Altarbereich. Und schließlich ist die Frage zu klären, ob die Einrichtung des Kults an diesem Ort durch eine Quelle motiviert wurde, worauf die bisher freigelegten Befunde hingedeutet hatten. Insgesamt sind durch die Fortsetzung der archäologischen Forschungen in Torbulok neue Erkenntnisse zur Religionsgeschichte Baktriens und ein tieferes Verständnis der kulturellen Phänomene im hellenistischen Fernen Osten zu erwarten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Tadschikistan
 
 

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