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Der Unterricht der Visitatoren (1528). Entstehung, Bedeutung und Wirkungsgeschichte des ersten normativen Gruppentextes der Wittenberger Reformation
Antragsteller
Privatdozent Dr. Joachim Bauer
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Frühneuzeitliche Geschichte
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 240376417
Das beantragte Projekt zielt in einem ersten Schritt auf die Erstellung einer kritisch-genetischen Edition des Unterrichts der Visitatoren auf der Grundlage vorliegender zeitgenössischer Drucke und neu erschlossener Quellen u.a. aus dem Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar. Durch sie kann der Entstehungsprozess dieses für die Wittenberger Reformation zentralen Textes erstmals genau dargestellt werden. In diesem Zusammenhang wird die bisher unklare Verfasserfrage eindeutig geklärt: Weder Philipp Melanchthon noch Martin Luther, deren Anteile an der Abfassung des Unterrichts der Visitatoren oft diskutiert wurden, sind alleinige Verfasser des Textes. Vielmehr muss von einem Gruppentext ausgegangen werden, an dem auch z. B. Johannes Bugenhagen oder Hieronymus Schurff mitgewirkt haben, die jeweils ihre konkreten Erfahrungen aus den Visitationen zwischen 1525 und 1527 in den Text einfließen ließen. Um die Entstehungsgeschichte weiter zu erhellen, sollen ausgewählte Korrespondenzen kurfürstlicher Beamter aus dem Sommer und Herbst 1527 in der geplanten Edition mit abgedruckt werden. Die neu aufgefundenen Quellen werden in digitaler Form (Scans) durch die Forschungsbibliothek Gotha über die digitale Bibliothek zugänglich gemacht. In einem zweiten Schritt zielt das Projekt darauf ab, auf der im ersten Schritt geschaffenen Basis die Entstehungsgeschichte, die Bedeutung und Wirkungsgeschichte dieses normativen Textes der Wittenberger Theologengruppe im 16. Jahrhundert in Form eines einleitenden Kommentars darzustellen. Dabei wird davon ausgegangen, dass nicht einfach Luthers Theologie oder Melanchthons vermittelnde Ansichten durch dieses Handbuch zur Einführung der Reformation gewirkt haben, sondern die Wittenberger Theologen in enger Zusammenarbeit mit den Juristen und landesherrlichen Beamten bewusst einen Konsens herbeigeführt haben, an den sie sich in den folgenden Jahren konsequent zu halten bemühten. An einen solchen Konsens wäre allerdings ohne die Übernahme episkopaler Funktionen durch den Landesherrn nicht zu denken gewesen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Person
Privatdozent Dr. Stefan Michel