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Politische Räume jenseits der Grenzen: Die neue Dynamik von Emigranten-Politik in Lateinamerika

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 240499613
 
In der Migrationsforschung hat der Transnationalismus-Ansatz seit Mitte der 90er Jahre nachgewiesen, dass Emigranten zunehmend wirtschaftliche, soziale und politische Bindungen an ihr Herkunftsland beibehalten. Die Politikwissenschaft hat allerdings erst in jüngster Zeit begonnen, das zu untersuchen, was wir 'emigrant policies' nennen: Jene Politiken der Herkunfsstaaten, die sich primär auf die emigrierten Bürger beziehen. Über die Ursachen, warum Staaten 'Emigrantenpolitik' betrieben, sowie die Gründe für ihre Variation und ihre Auswirkungen liegen kaum gesicherte Erkenntnisse vor. Dieses Forschungsvorhaben geht - basierend auf einem empirischen Fokus auf den Staaten Lateinamerikas und der Karibik als Pionieren in der Umsetzung von emigrantenpolitischen Maßnahmen - zwei zentralen Fragen nach: 1.) Wie gestalten die Herkunftsstaaten diese Politiken, und was sind die treibenden Faktoren hinter ihrer Durch- und Umsetzung? Und 2.): Wie kommen die 'emigrant politics', sprich: die politische Interaktion von Emigranten und Akteuren des Herkunftslands - bei der Ausgestaltung dieser 'emigrant policies' zum Tragen? Zur Beantwortung dieser Fragen verfolgt das Vorhaben ein dreistufiges mixed-methods-Forschungsdesign: Zunächst wird es ein originäres Daten-Set erheben, indem es für alle Staaten Lateinamerikas und der Karibik die wichtigsten emigrantenpolitischen Politiken identifiziert und kodifiziert. In einem zweiten Schritt Folge nutzt es diese Datenbasis für eine quantitative Large-N-Analyse, die es erlaubt, Hypothesen zu strukturellen Faktoren für die Adoption emigrantenpolitischer Maßnahmen zu überprüfen. Hierzu werden strukturelle Faktoren des Herkunftslandes sowie der Emigrantengemeinde als unabhängige Variable genommen und mit den im ersten Schritt identifizierten Daten zu emigrantenpolitischen Maßnahmen als abhängiger Variable korreliert. Der dritte Schritt schließlich ist eine qualitative Small-N-Studie, um die politische Dynamik zwischen Herkunftsland und Emigranten bei der Definition und Durchsetzung von Emigrationspolitiken aufzuzeigen. Hierzu nutzt das Vorhaben das von Liebermann entwickelte Konzept der 'nested analysis', in dem die in der qualitativen Small-N-Studie zu untersuchenden Fälle nicht a priori festgelegt werden, sondern sich erst aus den Ergebnissen der Large-N-Analyse ergeben. Das vorliegene Forschungsvorhaben soll auf umfassender empirischer Basis neue Einsichten darüber liefern, wie und warum Staaten aktiv Politiken entwickeln, um ihre emigrierten Bürger auch jenseits der nationalstaatlichen Grenzen als Teil der 'polity', des nationalen Gemeinwesens, zu begreifen und in dieses einzubeziehen. Es fragt insofern in der Folge nicht nur danach, welche Folgen diese Emigrantenpolitiken auf den politischen Konfliktaustrag in den Ländern haben, sondern ganz grundlegend danach, inwieweit damit eine Neu-Definition der 'Polity' des Nationalstaats verbunden ist.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Belgien
Beteiligte Person Dr. Jean-Michel Lafleur
 
 

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