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Mimesis des Raumbildes. Das Diorama als serielle und immersive Mimesis
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Lorenz Engell; Professorin Dr. Christiane Voss
Fachliche Zuordnung
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung
Förderung von 2013 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 213948042
Die Untersuchungen zur Mimesis des bewegten Bildes werden in der zweiten Projektphase auf das Raumbild ausgedehnt. Dies geschieht konkret am Beispiel des Dioramas. Anhand dieses nunmehr gemeinsamen Untersuchungsgegenstands werden die zuvor parallel verbundenen Unterprojekte zusammengeführt. Damit trägt das Fortsetzungsprojekt den in der ersten Projektphase erzielten Resultaten Rechnung. Einerseits, ausgehend vom filmischen McGuffin, motivierten sie eine stärkere Aufmerksamkeit für raumgreifende, materielle Dinge und Anordnungen in ihrer aufmerksamkeitssteuernden und fiktionsantreibenden mimetischen Funktion. Andererseits, ausgehend von der televisiven Serialität, legten sie die stärkere Berücksichtigung raumzeitlicher Verschränkungsverhältnisse und der produktiven Entwicklungsdynamik und Nichtabgrenzbarkeit medialer Dispositive nahe. Beide Forschungsdesiderate werden nun paradigmatisch anhand der Schauanordnung des Dioramas aufgenommen. Dabei bleibt für das TP das unveränderte theoretische und empirisch-analytische Interesse an Prozessen der Immersion und der Serialisierung forschungsleitend. Immersion und Serialität sind gerade im Fall des Dioramas im Rahmen der kulturellen Praxis minderer und exzessiver Mimesis situiert, wie sie die FOR insgesamt beschäftigen und wie sie in dioramatischen Anordnungen und speziell in den Habitat-Dioramen in besonderer Weise wirksam inszeniert werden. Da die Forschungslage zum Diorama bislang auch auf der deskriptiven Ebene eher spärlich ist, bestimmt zunächst eine adäquate empirische Erfassung und Beschreibung dioramatischer Anordnungen das Forschungsvorhaben. Ein spezieller Fokus wird dabei auf die konkreten dispositiven, medientechnischen und -ästhetischen Kompositionen der Dioramen und auf ihre immersiven Effekte gelegt. Zudem sind Fragen nach dem Verhältnis von Lebendigkeit und Künstlichkeit sowie von Bewegtheit und Augenblicklichkeit wichtig. Ganz zentral ist, das Verhältnis von Wissen und seiner (unterhaltenden) Vermittlung zu adressieren. Schließlich ist das Diorama auch (medien-)historisch und ideologiekritisch ((Post-)Kolonialismus, Naturbeherrschung) zu situieren. Ebenso ist die transmediale Fortführung dioramatischer Operationen etwa in Holografie und Fotografie relevant. Eine nennenswerte theoretische, nachahmungsästhetische oder gar medienphilosophische Auseinandersetzung mit dem Diorama ist bislang überhaupt nicht bekannt. Die theoretische Arbeit des TP an affektlogischen Grundlagen der Mimesis sowie an der medialen Dimension der Ähnlichkeitskonzeption Ludwig Wittgensteins wird daher vom neuen Gegenstand besonders herausgefordert; sie wird intensiv fortgeführt und zugleich raumästhetisch sowie medienkomparativ erweitert.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Teilprojekt zu
FOR 1867:
Geschichte und Theorie mimetischer Praktiken