Detailseite
Projekt Druckansicht

Koordinationsprojekt

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2013 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 213948042
 
Die Forschergruppe untersucht die Kulturtechnik der Mimesis vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in der Medienforschung. Dabei geht das Vorhaben über die in den Kultur- und Literaturwissenschaften ebenso wie in der Philosophie bislang dominierende ästhetische und epistemische Betrachtung der Mimesis hinaus und stellt das geschichtsphilosophische Selbstverständnis der Moderne als eine grundlegend amimetische kulturelle und soziale Formation infrage. Mimesis und imitatio werden nicht länger in die Perspektive einer zu überwindenden Vorgeschichte der Idee des schöpferischen Menschen und seiner Werkherrschaft gestellt. Anstatt die Mimesis in einen Gegensatz zur modernen Technik und der auf ihr beruhenden Zivilisation zu manövrieren und sie als mit dem konstruktivistischen Selbstverständnis der Neuzeit grundsätzlich unvereinbar anzusehen, verfolgt das Projekt auf unterschiedlichen Ebenen die kultur- und sozialitätskonstitutive Funktion mimetischer Praktiken.Das Forschungsprojekt untersucht die Kulturtechnik der Mimesis als Technik der abbildenden Darstellung, des Zugriffs auf und der Verwendung von symbolischen Formen, die in den diversen Operationen des Kopierens, Zitierens, Paraphrasierens, der Montage, des Remakes, des Samplings und der Serialisierung medienübergreifend zur Geltung kommen; weiterhin widmet sich das Projekt den anthropotechnischen und interkulturellen Übertragungen und Entwendungen, die in mimetischen Prozessen stattfinden. Entgegen der kultur- und medienwissenschaftlichen Privilegierung des Prinzips der Extension und der Auslagerung (‚menschlicher‘ Kompetenzen auf technische Artefakte) begreift die Forschergruppe die Unaufhebbarkeit ‚mimetischer‘ Abhängigkeiten als einen Hinweis auf die Wirksamkeit einer fortgesetzten rekursiven Reorganisation menschlicher Fähigkeiten. Mimesis erweist sich aus dieser Perspektive nicht als der Gegenbegriff zu Invention und Innovation, sondern als deren Voraussetzung: Objekte, Techniken und symbolische Formen enthalten und speichern kein kulturell ein für allemal festgeschriebenes und bindendes Programm, sondern sind permanent zweckentfremdenden Zugriffen ausgesetzt, die sie in andere kulturelle Operationsketten als die ihres Entstehungs-, Erfindungs- oder Entwurfszusammenhangs einbauen. Mimesis wird daher nicht primär als Prinzip der ,Anähnlichungʻ (homoisis) und Identitätsbewahrung verstanden, sie wird nicht einer vergangenen ,Welt der Ähnlichkeitʻ und der universellen Analogien zugeordnet, sondern als ein Mechanismus der kulturellen Variation und Diversifikation begriffen. Im Zentrum des Interesses der Forschergruppe steht daher die Beschäftigung mit den diversen Strategien der Erzeugung und Regulierung von Mimesis, die die Vorgänge der Übernahme und kreativen Adaption zu begrenzen versuchen. Das Verhältnis von Medien und Kultur erweist sich aus dieser Perspektive als dasjenige zwischen mimetischen Operationen, ihrer Stimulierung und ihrer Sistierung bzw. Codierung durch bestimmte epistemische, ästhetische oder juridische Programmatiken.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung