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Retinale Neuroprotektion durch die Applikation von Kohlenmonoxid-freisetzenden Molekülen (CO-RM) nach Ischämie-/Reperfusionsschaden der Retina.

Fachliche Zuordnung Augenheilkunde
Anästhesiologie
Molekulare Biologie und Physiologie von Nerven- und Gliazellen
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 240808643
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Häufige Erkrankungen des Gehirns und der Netzhaut gehen pathophysiologisch mit einem Ischämie-Reperfusionsschaden (I/R) einher (z.B. der akute ischämische Schlaganfall oder Gefäßverschlüsse der Netzhaut). Hinsichtlich der voranschreitenden Alterung der Gesellschaft dürften die Inzidenzen und Prävalenzen dieser Erkrankungen zunehmen. Da es bisher noch keine zufriedenstellenden Therapien für neurodegenerative Erkrankungen gibt, sind neue, experimentelle Therapiekonzepte von großem wissenschaftlichem und volkswirtschaftlichem Wert. Die Kohlenstoffmonoxid (CO)-freisetzende Substanz ALF-186 oder inhalatives CO wurden im Rahmen dieser DFG-Förderung auf ihre neuroprotektiven, neuroregenerativen und neuroinflammationshemmenden Eigenschaften hin untersucht. Dabei wurde ALF nach einstündiger Netzhautischämie und anschließender akuter Reperfusion ins venöse Gefäßsystem oder in den Glaskörperraum des Auges injiziert (Ratte). Inhalatives CO wurde nach I/R für eine Stunde als Gasgemisch verabreicht. Die anschließende Analyse des Gewebes erbrachte folgende Ergebnisse: (1) ALF/CO wirkt neuroprotektiv, da es den neuronalen Zellschaden der Netzhaut nach I/R um etwa die Hälfte reduziert, proapoptotische Moleküle inhibiert und anti-apoptotische Moleküle induziert. (2) ALF wirkt neuroregenerativ, da es im Schädigungsmodell regenerationsfördernde Gene re-induziert und dadurch in einer wachstums-permissiven Umgebung neuronale Regeneration stattfinden kann. Dabei zeigte ALF eine stimulierende Wirkung auf die retinalen Müllergliazellen, welche in der Netzhautorgankultur den auswachsenden Ganglienzellaxonen als Leitstruktur dienten und vermutlich Quelle neurotropher Substanzen sind. (3) ALF/CO wirkt hemmend auf die Schaden-induzierte Neuroinflammation, da es entsprechende Gene, Transkriptionsfaktoren und Proteine antagonistisch reguliert. Ein weiterer Aspekt scheint ein hemmender Einfluss auf die Überaktivierung der retinalen Mikrogliazellen zu sein, welche sonst die angestoßenen Degenerationsprozesse verstärken würden. ALF/CO beeinflusst simultan multiple Signalkaskaden, welche dem neurodegenerativen Prozess im Rahmen eines ischämischen Netzhautschadens entgegenwirken. Dabei berücksichtigt dieser Ansatz die integrative Natur der Netzhaut, wo Neurone und Gliazellen verzahnt miteinander in Wechselwirkung agieren. Die wasserlösliche Substanz ALF-186 eröffnet neue Perspektiven im Bereich der Neurowissenschaften.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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