Die Fabrikation des Menschen. Reproduktionstechnologien und Transplantationsmedizin aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ausgangspunkt für das Projekt Die Fabrikation des Menschen. Reproduktionstechnologien und Transplantationsmedizin aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive ist die Beobachtung, dass Transplantationschirurgie und Reproduktionsmedizin gemeinsame historische Wurzeln in Verfahren der Gewebszüchtung besitzen und dass sie in Literatur und Film wiederholt aufeinander bezogen werden. Zudem verhandeln kollektive Phantasien, mediale Bilder und literarische Erzählstrategien, die in kulturellen Darstellungen dieser beiden biomedizinischen Verfahren verwendet werden, vergleichbare Themen und greifen auf ähnliche Diskurse, Argumentationsmuster und Erzählverfahren zurück. Das literatur- und kulturwissenschaftliche Gemeinschaftsvorhaben, das aus zwei inhaltlich voneinander abgegrenzten, aber durch Methoden und Fragestellungen miteinander verbundenen Teilprojekten besteht, rekonstruiert in diskurshistorischen und -theoretischen, narratologischen, wissenschaftshistorischen und poetologischen Ansätzen die kollektiven Phantasien, medialen Bilder und literarischen Erzählstrategien, die sich um Reproduktionstechnologien und Transplantationschirurgie ranken. Während sich Irmela Marei Krüger- Fürhoff in „Verpflanzungsgebiete. Wissenskulturen und Poetik der Transplantation in Literatur und Film“ mit kulturellen Darstellungen von Transplantationsmedizin in unterschiedlichen Medien, Gattungen und Genres vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart befasst, fokussiert Tanja Nusser in „Befruchtungen. Reproduktionstechnologien in Literatur und Film“ unter Rückgriff auf vormoderne Theoretiker wie Aristoteles, Paracelsus und Agrippa von Nettesheim auf reproduktions- und biotechnologische Entwicklungen seit dem späten 19. Jahrhundert in Texten verschiedener Gattungen, Filmen und der Gegenwartskunst (Installationen). Das gemeinsame Projekt beleuchtet die Verbreitung medizinischnaturwissenschaftlichen Wissens in kulturellen Texten und untersucht, wie diese Wissensformationen reflektiert, narrativ inszeniert und ästhetisch umgesetzt werden. Dabei konzentrieren sich die beiden Teilprojekte zu kulturellen Darstellungen der Transplantationsmedizin bzw. der Reproduktionstechnologien in historischer Perspektive auf die Kommodifizierung des Menschen, Körperkonzepte, narrative Inszenierungen von Wissen, Entwürfe neuer Verwandtschaftsverhältnisse sowie mythisch-religiöse Darstellungsstrategien und die Logik der Gabe.