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Neuronale Verarbeitung sensorischer Ambiguität bei Normalprobanden und Patienten mit Asperger-Autismus

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 242187261
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Zentrum dieses Projektes stand die Wahrnehmung mehrdeutiger sensorischer Information, die perzeptuelle Auflösung von Ambiguität und die in diesem Zusammenhang gefundenen EKP-Ambiguitätseffekte. Die EKP-Ambiguitätseffekte stechen hervor durch ihre hohen Effektstärken sowie ihre Generalisierbarkeit über verschiedene visuelle Kategorien. In unseren Studien mit auditiv mehrdeutigen Stimuli fanden wir bisher keine EKP-Ambiguitätseffekte. In den Studien in der taktilen Modalität fanden wir keine für unser EEG-Paradigma geeigneten Stimuli. Allerdings sind weitere Studien notwendig, um zu prüfen, ob veränderte Reizparameter oder ganz andere Stimuli zu auditiven und/oder taktilen EKP-Ambiguitätseffekten führen. Ambiguität gibt es nicht nur bei klassischen Kippfiguren, sondern auch auf sozialkognitiven Verarbeitungsstufen. Unsere Verhaltensstudien zeigen, dass Stimuli mit Ambiguität im emotionalen Ausdruck von Gesichtern Gemeinsamkeiten mit Ambiguität bei klassischen Kippfiguren zeigen und somit für unser Paradigma geeignet sind. Aktuelle EEG-Pilotergebnisse, (die von uns erst nach Abschluss dieses Projekts erhoben wurden) deuten an, dass EKP-Ambiguitätseffekte auch bei Ambiguitäten in emotionalen Gesichtsausdrücken auftreten. Naheliegende nächste interessante Schritte sind systematische Studien zu den verschiedenen emotionalen Dimensionen sowie zu Ambiguitäten in weiteren sozialkognitiven Bereichen, wie z.B. Ambiguität in der Sprache. Insgesamt legen unsere bisherigen Befunde nahe, dass die EKP-Ambiguitätseffekte Ergebnisse kognitiver Evaluationsprozesse, jenseits sensorischer Details, widerspiegeln. Wir sehen möglicherweise physiologische Korrelate für Erfolg oder Misserfolg bei Versuchen, unvollständige, verrauschte und mehrdeutige Information aus einer exogenen sensorischen Welt mit Konzepten aus einer endogenen Gedächtnis-basierten Welt abzugleichen. Auf der Ebene dieser Verarbeitungsschritte werden Störungen bei psychiatrischen Erkrankungen vermutet. Die Größe der EKP-Ambiguitätseffekte, deren relativ gute Identifizierbarkeit auf dem Niveau von Einzelpersonen, sowie unsere klinischen Ergebnisse machen diese Effekte zu vielversprechenden Kandidaten auf der bisher nicht sehr erfolgreichen Suche nach physiologischen Markern psychiatrischer Erkrankungen. Anträge zu Folgeprojekten z.B. mit einem Fokus auf Schizophrenie sind in Arbeit. Außerdem gibt es Planungen zu einem Kooperationsprojekt, das die Auswirkung psychogener Drogen auf perzeptuelle Evaluationsprozesse und damit auch auf die EKP-Ambiguitätseffekte untersuchen soll.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2014) A different view on the checkerboard? Alterations in early and late visually evoked EEG potentials in Asperger observers. PLoS ONE 9(3): e90993
    Kornmeier J, Wörner R, Riedel A & Tebartz van Elst L
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1371/journal.pone.0090993)
  • (2014) EEG correlates to perceptual reversals of Boring's ambiguous Old/Young Woman. Perception 43(9), 950-962
    Kornmeier J & Bach M
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1068/p7741)
  • (2016) Ambiguity in visual and tactile apparent motion perception. PLoS ONE 11(5): e0152736
    Liaci E, Wörner R, Bach M, Tebartz van Elst L, Heinrich SP, Kornmeier J
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1371/journal.pone.0152736)
  • (2016) Can I trust in what I see? – EEG Evidence for a Cognitive Evaluation of Perceptual Constructs. Psychophysiology 53 (10), 1507-1523
    Kornmeier J, Wörner R, Bach M
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1111/psyp.12702)
  • (2016) Hysteresis in Processing of Perceptual Ambiguity on Three Different Time Scales. In: Papafragou A, Grodner D, Mirman D, Trueswell J, editors. Proceedings of the 38th Annual Conference of the Cognitive Science Society. Boston, USA. p. 568–573
    van Rooij M, Atmanspacher H, Kornmeier J
  • (2017) A different view on the Necker cube – differences in multistable perception dynamics between Asperger and Non-Asperger observers. PLoS ONE 12(12): e0189197
    Kornmeier J, Wörner R, Riedel A, Tebartz van Elst L
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1371/journal.pone.0189197)
  • (2017) Mona Lisa is always happy – and only sometimes sad. Scientific Reports 7, 43511
    Liaci E, Fischer A, Heinrichs M, Tebartz van Elst L, Kornmeier J
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1038/srep43511)
  • (2018) Positive and Negative Hysteresis Effects for the Perception of Geometric and Emotional Ambiguities. PLoS ONE 13(9): e0202398
    Liaci E, Fischer A, Atmanspacher H, Heinrichs M, Tebartz van Elst L, Kornmeier J
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1371/journal.pone.0202398)
 
 

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