Detailseite
Projekt Druckansicht

Familienbildnisse und dynastische Repräsentation im spätmittelalterlichen Nürnberger Bürgertum (14.-16. Jahrhundert)

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 242773831
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Spätmittelalterliche Familienbildnisse treten vor allem auf Stifterbildern als Stifterdarstellung in Erscheinung, im Untersuchungsraum Nürnberg sind sie vor allem auf Bildepitaphien zu finden. Die Darstellungsweise der Familie ist dabei sehr schematisch strukturiert und die Figuren stark typisiert abgebildet. Gezeigt werden hier vor allem wappenfähige, bürgerliche Familien, die in der Regel als Kernfamilien, bestehend aus einem Ehepaar und all ihren gemeinsamen Nachkommen, dargestellt sind, die sich getrennt nach biologischem Geschlecht und meist in kniender und betender Haltung am unteren Bildrand befinden. Die Identität der Stifter wird hierbei durch die Inschriften und die beigegebenen Wappen geklärt. Trotz der Regulierung und Normierung der Stifterbilder in den Nürnberger Kirchen bezüglich Format und Darstellungsweise durch den städtischen Rat, wurden in der Darstellungsart kleine Handlungsspielräume ausgenutzt (etwa durch die Darstellung kleiner Gesten), die es ermöglichten, die Regularien etwas aufzubrechen und die Bildnisse stärker den jeweiligen Wünschen anzupassen, welches Selbstverständnis und Selbstbild der Familie darüber zum Ausdruck kommen sollte. Die Familienbildnisse erfüllen mehrere Funktionen, jedoch kann je nach Kontext eine bestimmte Funktion im Vordergrund stehen. Die Bilder sind Teil einer Frömmigkeitspraxis, die aber neben der Anleitung zum frommen Gebet immer auch der Memoria, der Repräsentation und der Selbstdarstellung der bedachten Familie dienen. Dabei wird stets auch der tatsächliche oder der gewünschte soziale Status der gezeigten Familie transportiert. Erstaunlich ist, dass die Darstellungsweise der Familie als Stifterfamilie auch Eingang in die Familiengeschichtsschreibung fand und dort bis ins 18. Jahrhundert hinein adaptiert wurde, obwohl in der Zwischenzeit andere Bildformen zur Darstellung der Familie, wie etwa das Familienporträt, populär geworden waren. Diese Adaption, besonders in den Familienbüchern, ist eine Besonderheit und Innovation der bürgerlichen Familien und hat in dieser Form keine adeligen Vorbilder. Die Familienbildnisse in der Familiengeschichtsschreibung zeigten unterschiedliche Formen und Funktionen. Zum einen wurden die Familien als aus dem Stifterbild losgelöste Stifterzone, zum anderen als vollständiges Stifterbild gezeigt. Die Familienbildnisse dienten dabei vordergründig der Demonstration und Legitimation des erreichten oder angestrebten sozialen Status.

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung