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Speyer als Zentralort des Reiches (1527-1689)

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Grundlagen des Rechts und der Rechtswissenschaft
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 243097442
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Für das vorliegende Projekt wurden hauptsächlich die Aktenbestände Mainzer Erzkanzlerarchiv Reichskammergerichtsvisitationsakten und die Akten zur Visitation in der Reichshofkanzlei des Haus- Hof- und Staatsarchivs in Wien neben zahlreichen kleineren Beständen aus dem Stadtarchiv Speyer, dem rheinlandpfälzischen Landesarchiv in Speyer und dem Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde und weiteren gedruckten Quellen ausgewertet. Hierfür wurde eine Datenbank angefertigt, die künftig u.a. über das Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte abrufbar ist. Folgende Ergebnisse konnten ermittelt werden: Die Visitationen des Reichskammergerichts waren eine Evaluierungskommissionen, die als Brückenglied zwischen Reichskammergericht und Reichstagen fungierten. Die Visitatoren des Gerichts waren Akteure, die als juristische Experten auch auf den Reichstagen agierten. Sie verbanden Justiz und Politik in idealer Weise. Unter der Regierungszeit Rudolf II. dominierten jedoch die Reichshofräte die Visitation. Die Visitatoren handelten mit dem Auftrag, das Reichskammergericht zu befähigen, den Frieden im Reich zu wahren. Dieses Ziel stand im Zweifelsfall über der Zufriedenheit der prozessierenden Parteien. Im Kommunikationsprozess zwischen Gericht und Partei wurde deshalb sogar die Effizienz geopfert. Leistung, Effizienz und Qualität der Rechtsprechung spielten jedoch innerhalb des Gerichts eine große Rolle: Verfahrensabläufe wurden immer wieder diskutiert, überprüft und mit Hilfe von Registern kontrolliert. In der Reichsstadt Speyer entstand zudem durch Reichskammergericht und im Gefolge der Reichstage eine außerordentliche Gelehrtenkultur, die noch gründlicher untersucht werden müsste. Streitigkeiten um die Session des brandenburgischen Reichsfürsten auf dem Reichstag 1582 waren schließlich der Anlass, die Visitationen nicht mehr stattfinden zu lassen. Konfessionspolitische Überlegungen gewannen die Oberhand. Ein Austausch zwischen Politik und Justiz konnte in Form von Visitationen nun nicht mehr stattfinden, und die Friedenswahrung im Reich war dadurch schwieriger geworden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Speyer als Hauptstadt des Reiches. Politik und Justiz zwischen Reich und Territorium im 16. und 17. Jahrhundert. baR 20, München 2016
    Anette Baumann/Joachim Kemper (Hrsg.)
  • Visitationen des Reichskammergerichts: Akteure und Handlungsspielräume. In: Anette Baumann/Joachim Kemper (Hrsg.): Speyer als Hauptstadt des Reiches. Politik und Justiz zwischen Reich und Territorium im 16. und 17. Jahrhundert. baR 20, München 2016, S. 68-86
    Anette Baumann
  • Visitationen am Reichskammergericht: Speyer als politischer und juristischer Aktionsraum des Reiches (1529-1588), Berlin, Boston: De Gruyter Oldenbourg, 2018. 264 S.
    Anette Baumann
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/9783110574050)
 
 

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