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Sprachliche Strategien der Wissens- und Wissenschaftsvermittlung in Textsorten und Medienformaten für Kinder

Antragstellerin Professorin Dr. Nina Janich
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2013 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 244723950
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt hat sich schwerpunktmäßig mit nicht-belletristischen, nicht-fiktionalen Formaten der außerschulischen Wissensvermittlung für Kinder im Alter von 8-13 Jahren beschäftigt und dabei den Schwerpunkt vor allem auf drei zentrale Vermittlungsformate gelegt: Kinderwissenssendungen im Fernsehen (untersucht wurden drei prominente Formate des öffentlich-rechtlichen Kinderkanals Kika: Pur+, Wissen macht Ah! und Checker Can/Checker-Tobi) sind trotz ihres unterschiedlichen Aufbaus (z.B. mono- vs. plurithematisch) geprägt durch ihre Moderatoren. Zu den Aufgaben des Moderators gehören laut Burger/Luginbühl (2014) das Strukturieren, das Interpretieren sowie seine Funktion als parasoziale Bezugsperson. Die Projektergebnisse zeigen, dass der Moderator tatsächlich eine zentrale Rolle nicht nur für die jeweils typische Strukturierung des einzelnen Magazinformats und seine Aufspaltung in adressierungsspezifischen Subgrenes hat (Studiobeitrag, Beitrag mit Gesprächspartner, Beitrag mit Off-Stimme). Er prägt auch die jeweils formatspezifischen sprachlichen Handlungen und kommunikativen Praktiken der Wissensvermittlung (z.B. sendungsstrukturierend, erklärend/ kommentierend, verständnissichernd/wiederholend, unterhaltend/ empathieerzeugend). Die von Burger/Luginbühl postulierten Funktionen des Moderators für Kindersendungen konnten entsprechend systematisch weiter ausdifferenziert und hinsichtlich ihrer sprachlichen Umsetzungsstrategien genauer beschrieben werden (z.B. mit Blick auf Adressierungsformen, Frage-Antwort-Sequenzen, Einsatz von Metaphern, Vergleichen und Fachwörtern / Fachworterklärungen). Orientierung boten dabei empirische Studien zu den Erwartungen von Kindern an Moderatoren. Kinderuni-Vorlesungen wurden auf ihre a) inhaltlichen, b) formalen sowie c) interaktiven / performanzbezogenen Merkmale untersucht. Auch hier ist der/die Vortragende eine zentrale Figur, so dass sich gewissen Überschneidungen zu den Magazinsendungen ergeben. Zumindest scheinen die performanzbezogenen Merkmale eine zentrale Rolle zu spielen, um Kinderuni-Vorlesungen von regulären Universitäts-Vorlesungen zu unterscheiden (z.B. die kontinuierliche und häufige direkte Adressierung von Kindern durch die Vortragenden, häufig in Form eines Frage-und-Antwort-Spiels, aber auch die Vorführung von Experimenten oder die Einbindung spielerischer Elemente und Vorführungen). Weitere Spezifika aufgrund der Adressierung an Kinder liegen in sprachlichen Strategien der Komplexitätsreduktion (z.B. fast völliger Verzicht auf Wissenschaftssprache) und der Aufmerksamkeitserregung (z.B. im Einsatz multimodaler Darstellungsmittel und narrativer Muster, aber auch in Form unterschiedlicher Emotionalisierungsstrategien). Bei Sachbilderbüchern zeigte sich, dass die Multimodalität des Kindersachbuchs einerseits dazu geeignet erscheint, die Beschäftigung mit dem Medium zu intensivieren und zu verlängern, dass andererseits aber die Bemühungen der Autoren um eine bildreiche Gestaltung auch zur semiotischen Überforderung führen können (z.B. aufgrund unterschiedlichster Text-Bild-Relationen oder unklarer Anordnungen im Textdesign). Durch die zunehmende Multimodalisierung und Digitalisierung von Kindersachbüchern konnten auch audiodigitale Unterstützungsmedien (Bsp. tiptoi©/Verlag Ravensburger) in den Blick genommen werden. Im untersuchten Fallbeispiel erweitert ein audiodigitaler Stift die Beschäftigungsmöglichkeiten mit dem Buch durch Sprachhandlungen der Instruktion, der Information, der Motivation und der Revision. Einen Sonderfall im Sachbuchbereich stellen die drei prominenten Bände „Die Kinder-Uni“ (Deutsche Verlags-Anstalt) dar, eine Quasi-Verschriftlichung von Kinderuni-Vorlesungen durch Journalisten. Sie sind ein Beitrag zur Wissenschaftsvermittlung an Kinder, wobei sich hier deutliche Unterschiede zwischen Geistes- und Naturwissenschaft, eine marginalisierende Sicht auf wissenschaftliche Kontroversen sowie ein ungebrochener Fortschritts- und Wissenschaftsoptimismus (Kontrastierung des Wissensstandes früher vs. heute) zeigen, der nicht ohne Klischees über Wissenschaftler und Universität auskommt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Kinderwissenssendungen im Fernsehen: Darstellungsformen und Adressierungsstrategien. In: Jaki, Sylvia/Sabban, Annette (Hrsg.): Wissensformate in den Medien. Analysen aus Medienlinguistik und Medienwissenschaft. Kulturen – Kommunikation – Kontakte 25. 2016, pp. 227–254.
    Kern, Maike
  • Zwischen semiotischer Überforderung und lustvollem Verweilen. Multimodalität im Bildersachbuch für Kinder. In: Jaki, Sylvia, Sabban, Annette (Hrsg.): Wissensformate in den Medien. Analysen aus Medienlinguistik und Medienwissenschaft. Berlin (Kulturen – Kommunikation – Kontakte 25. 2016, pp. 51–75.
    Janich, Nina
  • Das Kindersachbuch zwischen Multi-, Trans- und Intermedialität. In: Lenk, Hartmut et al. (Hrsg.): Medienkulturen – Multimodalität und Intermedialität. 7. internationale Tagung zur kontrastiven Medienlinguistik in Helsinki, 23.–25.08.2017.
    Janich, Nina, Korbach, Bernadette
  • Science revisited. The representation of scientific knowledge and ignorance in the German Kinder-Uni books. In: Kramer, Olaf, Gottschling, Markus (eds.): Recontextualization of Knowledge. Fachtagung 2017: Recontextualizing Knowledge. Situation in Science Communication (27.-29. März 2017, Alte Aula, Universität Tübingen.
    Janich, Nina
  • Zur Funktion des Moderators in wissensvermittelnden Magazinsendungen für Kinder. In: Skog-Södersved, M., Breckle, M., Enell-Nilsson, M. (Hrsg.): Wissenstransfer und Popularisierung. Ausgewählte Beiträge der Tagung „Germanistische Forschungen zum Text (GeFoText)“ in Vaasa. Finnische Beträge zur Germanistik 35. 2017, pp. 137–150.
    Sänger, Maike
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3726/b12875)
  • Forscher erklären die Rätsel der Welt. Die Darstellung von Natur- und Geisteswissenschaften in den Büchern „Die Kinder-Uni“. In: Luginbühl, Martin/Schröter, Juliane (Hrsg.): Geisteswissenschaften in der Öffentlichkeit. Linguistisch betrachtet. Bern u.a. (Sprache – Kommunikation – Medien 11), 2018, pp. 85-105.
    Janich, Nina
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3726/b14151)
  • Wissensvermittlung in TV-Magazinen für Kinder. Genre – Moderationsrollen – Vermittlungsverfahren. Berlin u.a.: Lang (Wissen – Kompetenz – Text 18).
    Sänger, Maike
 
 

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