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Der Menschheitsbegriff in der Philosophie der deutschen Aufklärung

Antragsteller Dr. Ansgar Lyssy
Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 246397149
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Kurzübersicht über Argumente & Erkenntnisgewinn: • Der moderne Menschheitsbegriff entsteht als Antwort auf den frühneuzeitlichen Individualismus, weil es Bedarf danach gibt, Kollektivbegriffe zu bilden und deren normative Geltung herauszustellen. • Im Materialismus kann (und wurde) Normativität aus der Gattungszugehörigkeit und der Vorstellung einer zweckhaft geordneten Welt hergeleitet (beispielhaft illustriert an Diderot). Damit wird eine neue Begründung der Ethik zugänglich gemacht, die ohne Transzendenz auskommt. • Die Bedeutung von ‚meso-skopischem’ Wissen um partikulare Gruppierungen wird herausgestellt, das soziale Schichten (Garve) oder Völker (Herder) betrifft und eine Mittlerfunktion zwischen dem Wissen um die allgemeine Gattungszugehörigkeit und dem Wissen um das Individuum einnimmt. Bei Garve und Herder kann die Bedeutung sozialer Zugehörigkeit durch Ästhetik und Geschichtswissenschaft verstanden werden. • Anthropologie nimmt, etwa bei Kant, die Funktion einer Theorie der Integration ein, mit der die verschiedenen Perspektiven auf den Menschen unter einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können. • In Kants Philosophie findet sich nicht nur eine Theorie des Menschen, sondern auch eine Meta-Theorie derselben, nach der die Einbeziehung normativer Geltungsansprüche notwendig ist, um die Selbstkonstitution des Menschen zu erfassen. • In Kants Philosophie ist die Selbstrealisierung nicht nur dem Individuum aufgegeben, sondern eine Gemeinschaftsaufgabe. • Der Mensch ist als wesentlich frei zu verstehen (Kant), aber die Theorie der Freiheit des Menschen muss durch eine Theorie der Normativität verstanden werden und entzieht sich jeder Naturwissenschaft, dem naturalistischen Weltbild mithin. Der Mensch konstituiert sich wesentlich selbst, durch Freiheit und mithin moralisches Handeln. Dies ist vor allem durch eine Theorie der Tugenden zu verstehen. • Die Menschheits- bzw. Zweckformel des kategorischen Imperativs gebietet es uns, die anderen Menschen zugehörenden Bedingungen moralischen Handelns zu respektieren. • Wer bewusst die Bedingungen moralischen Handelns untergräbt oder zu negieren sucht, der begeht ein Verbrechen an der Menschheit und verliert mithin seine eigene (Kant).

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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