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Sportive Orientierungen und Körperkulturen von jugendlichen MigrantInnen im Spannungsfeld von Schule und Lebenswelt

Fachliche Zuordnung Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 246493936
 
Schule scheint v.a. die Wissens- und Handlungsmuster, die in bildungsnahen Milieus an die Heranwachsenden vermittelt werden, zu präferieren und zu unterstützen. Der Blick wird auf jugendliche MigrantInnen gerichtet, die überproportional häufig zu den sogenannten Bildungsverlierern gehören. Wenn es darum gehen soll, so etwas wie eine milieuspezifische Handlungsbefähigung herzustellen und zu unterstützen, kann das Feld von Bewegung und Sport einen guten Anknüpfungspunkt bieten, um das häufig gestörte Verhältnis zwischen Schulen und ihren SchülerInnen mit Migrationshintergrund zumindest in einem ersten Ansatz anders zu justieren. Die geringe Bedeutsamkeit des Faches Sport im Hinblick auf schulischen Qualifikationserfolg könnte in dieser spezifischen Konstellation sogar eine Stärke sein, da der Prozess einer Wiederannäherung der Kontexte nicht sofort mit Fragen von Selektion und gesellschaftlicher Anerkennung konfrontiert und aufgeladen wird. Im Gegenteil, der Schulsport könnte für einige SchülerInnen eine der wenigen Möglichkeiten darstellen, spezifische Erfolgserlebnisse in der Schule zu generieren, auch weil Sport zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten zählt. Das Forschungsvorhaben versucht auf der Grundlage von quantitativen und qualitativen Daten Sozialisationsmechanismen zu entschlüsseln, die zu einer unterschiedlichen Teilhabe von Heranwachsenden mit Migrationshintergrund an schulischen und außerschulischen Bewegungs- und Sportpraktiken beitragen. Im Fokus steht die Frage, inwieweit bestimmte Handlungsbefähigungsmuster im Schulsport bevorzugt werden, sich also auch der Schulsport, und hier insbesondere der Sportunterricht, an Wert- und Normpräferenzen bildungsnaher Milieus orientiert. Das Vorhaben besteht aus zwei miteinander verknüpften Teilen: 1. einer Sekundäranalyse der repräsentativen Sprint-Studie mit 7.436 Siebt- und Neuntklässlern, inklusive 1.722 MigrantInnen und der Möglichkeit, die Schülerdaten mit den Eltern- und Lehrerdaten zu koppeln; 2. Gruppendiskussionen mit 16 natürlichen Gruppen Altersgleicher mit türkischem Migrationshintergrund in einer längsschnittlichen Anlage (7. und 9. Schuljahr). Es wird untersucht, welchen Erklärungswert Geschlecht, Schicht und Migrationshintergrund in ihrer Verschränkung auf die Sozialisation von Jugendlichen zum schulischen und außerschulischen Sport haben. Erkundet werden die soziosomatischen Kulturen von MigrantInnen hinsichtlich der Prozesse ihrer Konstitution, ihrer möglichen ethnischen Konnotierung in Praktiken der Selbst- und Fremdzuschreibung und ihrer lebensweltlichen Realisation. Des Weiteren wird gefragt, wie die MigrantInnen vor diesem Hintergrund den Schulsport sowie die außerschulischen Bewegungsaktivitäten wahrnehmen, beurteilen und durch eigene Entscheidungen beeinflussen. Auf der Grundlage der Befunde sollen mit der gebotenen Vorläufigkeit erste Konsequenzen für die Konstruktion eines Schulsports, der versucht, das Leitprinzip der Handlungsbefähigung umzusetzen, abgeleitet werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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