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Transgenerationale Übertragung von traumatischen Kindheitserfahrungen: Die Mutter-Kind-Interaktion bei traumatisierten Müttern mit Borderline-Pesönlichkeitsstörung

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 246596363
 
Kindesmisshandlung (KM) wird oft von Generation zu Generation weitergegeben. Circa 25% der Menschen, die KM erfahren haben, misshandeln ihrerseits ihre Kinder. KM definieren wir hier als körperliche Misshandlung oder sexuellen Missbrauch unter 17 Jahren. Die behavioralen und neurobiologischen Mechanismen dieser transgenerationalen Weitergabe sind nicht geklärt.Personen unterscheiden sich in ihrer Reaktion auf KM. Zwei typische Reaktionen sind Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) und Depression. Diese stellen externalisierende und internalisierende Reaktionen auf KM dar. Die Art der Reaktion hat vermutlich großen Einfluss darauf, wie Erfahrungen von KM an die nächste Generation weitergegeben werden und wie man diese Weitergabe verhindern könnte.Der Einfluss von mütterlicher Depression auf die Mutter-Kind-Interaktion ist relativ gut untersucht, der von mütterlicher BPS dagegen kaum. Wir möchten hier die Interaktion von Müttern, die auf KM mit BPS reagiert haben, mit ihren Kindern im Grundschulalter untersuchen. Als Kontrollgruppe verwenden wir misshandelte Mütter ohne BPS und BPS-Mütter ohne KM. Unsere primäre Forschungsfrage ist: Was sind spezifische Effekte von BPS und Misshandlungserfahrung (der Mutter) auf die Mutter-Kind-Interaktion und wie interagieren diese beiden Faktoren?Daten des beantragten Projekts werden mit Daten eines laufenden BMBF-Projekts verglichen, in dem wir gesunde Mütter und Mütter mit Depression (mit versus ohne KM) untersuchen. Unsere sekundäre Forschungsfrage ist: Hängen die Effekte von KM auf die Mutter-Kind-Interaktion von der Art der mütterlichen Traumareaktion ab?Die transgenerationale Weitergabe untersuchen wir mit Verhaltensbeobachtung (Emotional Availability Scale), funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) und Hormonbestimmungen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf 1) mütterlicher Feindseligkeit und 2) der Einbeziehung der Mutter durch das Kind im freien Spiel und in experimentell induzierten Stresssituationen.Bezüglich der Mutter erwarten wir: Sowohl mütterliche Misshandlungserfahrung als auch BPS sind mit erhöhter Feindseligkeit assoziiert. Diese Effekte sind bei Vorliegen beider Faktoren besonders ausgeprägt, werden über Oxytocin und Cortisol moderiert und sind in einem Stress-Paradigma für fMRT mit einer hyperresponsiven Amygdala und einem hypoaktiven präfrontalen Cortex assoziiert. Hingegen zeigen misshandelte Mütter mit Depression eine verminderte mütterliche Sensitivität. Bezüglich des Kindes erwarten wir: Sowohl mütterliche Misshandlungserfahrung als auch BPS sind mit reduzierter Einbeziehung der Mutter durch das Kind assoziiert. Diese Effekte sind bei Vorliegen beider Faktoren besonders ausgeprägt. Hingegen zeigen Kinder von misshandelten Müttern mit Depression eine übermäßig hohe Einbeziehung der Mutter.Das beantragte Projekt dient dem besseren Verständnis der transgenerationalen Weitergabe von KM und identifiziert störungsspezifische Ansatzpunkte für Interventionen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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