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Von den Grabhügeln der Herrscher zu den Nekropolen der Bürger: Moderne Funeralarchäologie im Dienste der Erforschung sozialer Stratifizierung und lokaler Identitäten im hellenistischen Pergamon und den Städten der Aiolis

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 246601872
 
Die Nekropolen und Grabhügel Pergamons und der aiolischen Städte Kyme und Elaia sind bedeutende archäologische Quellen für das Verständnis politischer, sozialer und kultureller Dynamiken in einer Schlüsselregion des hellenistischen Kleinasiens. Ihr Potential liegt einerseits in einem besonders breiten gesellschaftlichen Spektrum der Grabinhaber, das alle Schichten der hellenistischen Gesellschaft von den pergamenischen Königen über den Hof und die wohlhabenden Eliten bis hin zu den einfachen Bevölkerungsgruppen umfaßt. Andererseits zeichnet sich das Untersuchungsgebiet durch eine große Vielfalt an politischen, sozialen und kulturellen Konstellationen aus: Die Residenzstadt Pergamon, Kyme als regionales Zentrum der Aiolis unter seleukidischem Einfluß sowie die Polis Elaia, die als Ankerplatz und Flottenstützpunkt Pergamons zu dessen maritimen Satelliten wurde. Damit bietet eine Kombination der drei Plätze ideale Voraussetzungen für die Diskussion folgender übergeordneter Fragestellungen: (1) Soziale Stratifizierung des hellenistischen Bestattungswesens, (2) Ausprägung von Formen bürgerlicher Repräsentation unter dem Eindruck hellenistischer Königsherrschaft, (3) Kulturelle Einflußnahmen und Persistenzen im Verhältnis zwischen Residenzstadt und autonomen Poleis und (4) Etablierung lokaler Identitäten im Zuge des Aufstiegs hellenistischer Territorialherrschaften im 3.-2. Jh. v. Chr. Alle Punkte reagieren auf wesentliche Forschungsdesiderate und aktuelle Diskurse. Um in diesen Bereichen neue Beiträge leisten zu können, sollen sowohl die Aufarbeitung von Altgrabungen seit 1880 als auch die aktuellen Grabungen und Forschungen in einem koordinierten deutsch-französischen Programm zusammengeführt werde. Das Programm umfaßt die Etablierung eines gemeinsamen Forschungsdesigns, das die innovativsten Aspekte deutscher und französischer Funeralarchäologie integriert. Während der Laufzeit des Projektes soll ein multidisziplinäres deutsch-französisches-türkisches Team ausreichend praktische Erfahrungen sammeln, um zukünftig in Verbindung mit weiteren türkischen und internationalen Projektpartnern an verschiedenen Stellen der Region tätig zu werden Hauptarbeitsgebiete zur Etablierung und Optimierung der kombinierten Methoden sind zum einen die städtischen Nekropolen von Kyme und Elaia, zum anderen die großen Grabhügel von Pergamon und Kyme. Folgende Verfahren sollen zur Anwendung kommen: Geophysikalische Prospektionen, Ausgrabungen auf Basis der Prospektionsergebnisse in neuralgischen Bereichen der Nekropolen und Tumuli, kombinierte anthropologisch-naturwissenschaftliche Untersuchungen gemäß der Zielsetzungen moderner Funeralarchäologie, archäologische, baugeschichtliche und schließlich gemeinsame archäologisch-historische Analyse und Interpretation der Ergebnisse gemäß der oben unter (1) bis (4) genannten Fragestellungen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Beteiligte Person Professor Dr. Stéphane Verger
 
 

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