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Wohlfahrt als "Kontaktzone" von Christ(inn)en und Staat: Erfahrungen und Aushandlungen von Staat und Bürgerschaft in Pakistan im Spannungsfeld von islamischem Staat und globaler Sicherheitspolitik

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 248785111
 
Das ethnologische Forschungsvorhaben untersucht staatliche Wohlfahrt in Pakistan als Kontaktzone (Linke 2006) von Staat und Subjekt. Im Fokus steht das 2008 implementierte Wohlfahrtsprogramm BISP, das erstmals gleichberechtigt die Mitglieder religiöser Minderheiten inkludiert. Die ethnographische Erhebung konzentriert sich auf den Wohlfahrtstaat als alltägliche Praxis und Erfahrung und betrachtet kulturelle Aneignungspraxen des Staates durch Mitglieder der christlichen Minderheit. Angesichts der starken Ausrichtung des BISP auf Frauen und ihre Ermächtigung werden Genderaspekte besonders berücksichtigt. Wie verändert die neue Nähe zwischen armen Christ(inn)en und Staat ihre Beziehung? Wie transformieren sich durch diese Form der Wohlfahrt Konzepte von Staat und Bürgerschaft? Ausgangspunkt ist das Spannungsverhältnis in dem sich die in weiten Teilen von Armut betroffene christliche Minderheit Pakistans befindet: strukturelle Diskriminierung und Gewalt auf der einen und staatlicher Fürsorge und politischer Inklusion auf der anderen Seite. Hinzu kommt die ambivalente Anrufung der Subjekte der Wohlfahrt im Rahmen des BISP: im Kontext des globalen Kampfes gegen Terrorismus werden die Armen Pakistans zu einer globalen Bedrohung stilisiert und staatlicher Fürsorgepraxis verschmilzt mit globalen Agenden der Sicherheit, Terrorismusprävention, Ermächtigung von Frauen und Korruptionsbekämpfung. Durch die Konzeptualisierung von Staat als Praxis und Erfahrung rücken Governanceprozesse und agency der Subjekte staatlicher Wohlfahrt stärker in den Fokus. Im Rahmen der Feldforschung werden schwerpunktmäßig alltägliche Erfahrungen und kulturelle Aneignungspraxen von Bürgerschaft und Staat in seinen verschiedensten Formen erhoben: als Repräsentation, seine Leistungen, Subjektanrufungen sowie in Form von im Rahmen des Programms eingesetzten smarten Technologien. Als Kontaktzone erschließt sich dabei staatliche Wohlfahrt als Raum politischer Macht und ihrer Subversion, als Ort der Subjektivierung und Feld in dem politische Konzepte, Emotionen und Beziehungen entstehen und verhandelt werden. Das Konzept sensibilisiert dabei besonders für die sinnliche Dimension des Staates / des politischen Feldes. Das Forschungsvorhaben greift aktuelle Fragen nach der Transformation von Staat und Bürgerschaft im Kontext staatlicher Wohlfahrt in Pakistan sowie globaler Sozial- und Sicherheitspolitik auf und geht der Frage der Entstehung politischer Emotionen nach. Zudem wird die Situation der christliche Minderheit in Pakistan und ihre Beziehung zum Staat erstmalig erforscht und die unterforschten Felder von Wohlfahrt in den Kontexten globale Sicherheitspolitik und Islam sowie Wohlfahrt und Gender in Südasien erschlossen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Pakistan
Beteiligte Person Professor Dr. Azam Chaudhary
 
 

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