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Kindersoldat(inn)en im Kontext.Biographien, familien- und kollektivgeschichtliche Verläufe in Norduganda

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 248792364
 
Die Fortsetzung des Projekts zielt wie bisher auf die Rekonstruktion der Reintegrationspro-zesse von Ex-KindersoldatInnen der Lord's Resistance Army in ihrer Verflechtung mit Familienbiographien sowie der lokalen Geschichte Nordugandas und wird sich auf die Vertiefung der Analyse unserer empirischen Befunde über die für die Reintegration maßgeb-lichen Konstellationen im gegenwärtigen Lebensalltag der Ex-KindersoldatInnen konzentrieren. Wir planen die weitere Auswertung der Daten einschließlich jener, die wir im Feldaufenthalt Ende 2015 (in der aktuellen Laufzeit) orientiert an den bisher entwickelten empirisch geerdeten Annahmen erheben werden. Die bisherige Forschung übertraf unsere Erwartungen bei weitem. Es war möglich enge Vertrauensbeziehungen zu den Interviewten aufzubauen und dabei sehr dichtes Material zu gewinnen. Außerdem zeigten sich weitaus vielfältigere Reintegrationsverläufe als ursprünglich erwartet. Das Material bietet damit die Möglichkeit, zu der politisch und normativ aufgeladenen Diskussion über KindersoldatInnen substanzielle, empirisch abgestützte Befunde beizutragen. Um dieses Potenzial auch nur annähernd auszuschöpfen, sind zusätzliche Auswertungen erforderlich. Die Reichhaltigkeit der aus zahlreichen mehrstündigen Interviews mit "Zurückgekehrten" und ihren Verwandten gewonnenen Daten legt eine Konzentration auf umfassende Fallrekonstruktionen und einen kontrastiven Vergleich von höchst unterschiedlichen Reintegrationsverläufen nahe. Dabei verfolgen wir folgende Fragen, die zur empirischen Sättigung der bisher formulierten Hypothesen dienen sollen:a) Welche sozialen und psychodynamischen Kosten sind mit der Rückkehr der Ex-KindersoldatInnen in ihre früheren Heimatorte oder Herkunftsfamilien im Unterschied zu einem Leben fern der Familie (oft in der Stadt) verbunden? Lassen sich die Annahmen erhärten, dass die heimatlichen Ortsgemeinschaften und Verwandtschaftsverbände eine Verleugnung der Teilnahme oder Zeugenschaft bei bestimmten Grausamkeiten der Rebellen einfordern und dies die (individuelle sowie kollektive) Bearbeitung der Vergangenheit behindert?b) In welchen Interaktionssituationen und bei welchen Themen sind Anzeichen eines sich konstituierenden Wir-Gefühls und Wir-Bildes bei den Ex-KindersoldatInnen vorzufinden? Diese Frage ergibt sich aus dem bisherigen Befund über ein kaum vorhandenes Wir-Bild sowie ein damit einhergehendes Ohnmachtsgefühl und Erleben sozialer Isolierung.c) Welche individuellen und kollektiven Fremdbilder über die Zurückgekehrten und welche Verhaltensmuster ihnen gegenüber lassen sich bei den Menschen im Acholiland beobachten, deren nähere Angehörige nicht zwangsrekrutiert wurden? Inwiefern korrespondiert dies mit dem hegemonialen Diskurs über Amnestie und Versöhnung? d) Inwiefern korrespondieren die Verhaltensweisen und Diskurse von Nicht-Entführten gegenüber den Entführten mit den von den Entführten dargelegten Erfahrungen von Diskriminierung und Stigmatisierung nach ihrer "Rückkehr"?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Gabriele Rosenthal
 
 

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