Kindersoldat(inn)en im Kontext.Biographien, familien- und kollektivgeschichtliche Verläufe in Norduganda
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Forschungsarbeit im Rahmen des Projekts war hauptsächlich fokussiert auf eine Rekonstruktion der Verläufe der "Reintegration" von ehemaligen und seinerzeit (zum Zeitpunkt ihrer sehr häufig gewaltsamen "Rekrutierung" minderjährigen Rebellensoldat(inn)en der chiliastischen Rebellenbewegung der "Lord’s Resistance Army" (LRA) in Norduganda. Wir untersuchten das Sicheinfinden in den öffentlichen, privaten oder intrafamilialen Alltag nach dem Verlassen der Rebellengruppe und ihrer Rückkehr ins zivile Leben. Ein wesentliches erstes Ergebnis, das auch den Schwerpunkt für die weitere Analyse bildete, war die u.a. in den Einzelinterviews früh erkennbare Differenz zwischen dem öffentlich vorherrschenden Diskurs und den biographischen Selbstdarstellungen und Berichten der Ex-Rebell(inn)en. So wird in der internationalen und teils auch nationalen Öffentlichkeit oft eine angeblich besonders stark ausgeprägte und traditionsgebundene lokale Kultur von Versöhnung und konstruktiver Konfliktbearbeitung bei den Acholi hervorgehoben (Stichworte: "traditional justice", "mato oput"). Dagegen stehen die Erzählungen der ehemaligen Rebellenkämpfer/innen und Kindersoldat(inn)en über nach ihrem Verlassen der Rebellengruppe erlebte Diskriminierungen im lokalen Alltag - auch und besonders in den Kontexten ihrer Herkunftsfamilien sowie der zugehörigen Dorf- bzw. Ortsgemeinden. Um diesen Befund besser verstehen und erklären zu können, entschieden wir uns neben biographisch-narrativen Interviews für Gruppendiskussionen in unterschiedlicher Zusammenstellung sowie für extensive Fallstudien von Ex-Rebell(inn)en sowie ihren Herkunfts- und Gründungsfamilien, bei denen etliche Familienangehörige befragt und auch Familieninterviews geführt wurden. Dabei wurde eine ausgeprägte Ambivalenz in der Haltung gegenüber den Ex-Rebell(inn)en bzw. Ex-Kindersoldat(inn)en deutlich, die zwischen Respekt und Pathologisierung schwankt. Auch in den Herkunftsfamilien der Ex-Rebell(inn)en ließ sich deren schwache Position und häufig eine emotional kaum überbrückbare Kluft beobachten. Eine mögliche Bearbeitung dieser Schwierigkeiten wird nicht zuletzt behindert durch den beschriebenen vorherrschenden Diskurs, der diese Probleme bagatellisiert. Dies steht in enger Wechselwirkung mit dem apologetischen Umgang der Acholi mit ihrer Kollektivgeschichte einschließlich ihrer Einstellung zu der Rebellenbewegung LRA und der von ihr bekämpften Zentralregierung Ugandas.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Rebellen in Norduganda nach der Rückkehr ins zivile Leben: Zwischen einem starken Wir-Bild und dem Erleben von Isolation und Diskriminierung. In: Leviathan, Jg. 44 (1): 126–154
Bogner, Artur /Rosenthal, Gabriele
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Biographien – Diskurse – Figurationen. Methodologische Überlegungen aus einer sozialkonstruktivistischen und figurationssoziologischen Perspektive. In: Spies, Tina / Tuider, Elisabeth (Hrsg): Biographie und Diskurs. Wiesbaden: Springer VS, S. 43-67
Bogner, Artur / Rosenthal, Gabriele
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Biographies in the Global South: Life Stories Embedded in Figurations and Discourses. Frankfurt a. M.: Campus
Rosenthal, Gabriele / Bogner, Artur (Hrsg.)
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Familial and life (hi)stories of former child-soldiers of the LRA in northern Uganda. In: Rosenthal, G. / Bogner, A. (Hrsg.): Biographies in the Global South: Life Stories Embedded in Figurations and Discourses. Frankfurt a. M.: Campus, S. 50-102
Bogner, Artur / Rosenthal, Gabriele / Schmiereck, Josephine
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Rebels in northern Uganda after their return to civilian life: between a strong we-image and experiences of isolation and discrimination. In: Canadian Journal of African Studies. Vol. 51 (2): 175-197
Bogner, Artur / Rosenthal Gabriele