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Verstehen, Bedeutsamkeit und praktische Begriffe
Antragsteller
Professor Dr. Christoph Demmerling
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 249625529
Das Forschungsprojekt verfolgt das Ziel, zu klären, wie nicht-sprachliche Prozesse des Verstehens, z.B. im Rahmen von instrumentellen Handlungen oder sinnlichen Erfahrungen, vor dem Hintergrund klassischer sprachphilosophischer Fragestellungen aufzufassen sind. Die Kernthese lautet, dass sich hochstufige Denkprozesse, die im Medium sprachlicher Bedeutung vollzogen werden, auf der Grundlage leiblich-sinnlicher Interaktionen mit der Umwelt herausbilden, die Bedeutsamkeit aufweisen. Bedeutung und Bedeutsamkeit werden als wechselseitig sinnstiftende Phänomene aufgefasst, deren Verständnis wie auch deren Zusammenhang auf der Grundlage einer Analyse der Voraussetzungen des Sprachverstehens aufgezeigt und expliziert werden soll. Es wird insbesondere der Frage nachgegangen, welche Rolle Begriffe für sprachliches und nicht-sprachliches Verstehen spielen. Als Bestandteile von Gedanken, so die leitende These, sind sie für beide Formen des Verstehens wesentlich. Die gegenwärtige Debatte wird erweitert, indem der Begriff des praktischen Begriffs eingeführt wird, mittels dessen sinnliche Erfahrungen und (instrumentelles) Handeln ausdrücklich als Weisen des nicht-sprachlichen, gleichwohl aber verstehenden Weltbezugs rekonstruiert werden. Die Engführungen eines sprachlogisch überhöhten Begriffs vom Verstehen, der von vornherein am Verstehen propositionaler Gebilde orientiert ist, werden dabei ebenso vermieden wie eine inflationäre Verwendung des Begriffs, der zufolge bereits eine angemessene Reaktion auf veränderte Umweltbedingungen als Verstehen gelten kann. Das Ziel des Projekts besteht darin, im Kontext der gegenwärtigen Sprachphilosophie und Philosophie des Geistes einen neuen, pragmatisch fundierten Verstehensbegriff zu entwickeln und eine Alternative zum repräsentationalistischen Paradigma in Philosophie und Kognitionswissenschaft zu skizzieren. Auf diese Weise soll auch eine Erneuerung der Sprachphilosophie nach dem cognitive turn angestrebt werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen