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Nationalparke, Naturtourismus und demographischer Wandel in Deutschland:Potenzielle Effekte auf Frequentierung, Strukturen und raumzeitliche Bewegungsmuster von Besuchern

Antragsteller Professor Dr. Hubert Job
Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 250007070
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der demographische Wandel stellt in den meisten entwickelten Ländern einen externen Treiber dar, der die Entwicklung in und um Nationalparke in Zukunft maßgeblich mitbestimmeh wird. Die Alterung der Besucher, die in den nächsten beiden Jahrzehnten die dominante Komponente des demographischen Wandels in Deutschland darstellen dürfte, erfordert von Seiten der Nationalparke eine Anpassung ihrer Besuchermanagementaktivitäten auch im Bereich der Infrastruktur. Hierfür muss jedoch zunächst grundlegendes Wissen über die Altersabhängigkeit raumzeitlichen Verhaltens vorhanden sein. Die zentrale forschungsleitende Frage der vorliegenden Arbeit ist in diesem Kontext angesiedelt und versucht herauszuarbeiten, in welcher Art auftretende Alterseffekte bei der körperlichen Leistungsfähigkeit sowohl die Tourenoptionen im Raum als auch das tatsächliche raumzeitliche Verhalten beeinflussen. Als Untersuchungsgebiet wurde mit dem Nationalpark Berchtesgaden der einzige alpine Nationalpark Deutschlands gewählt. Dieser besitzt aufgrund seiner Topographie ein breites Spektrum an Tourenmöglichkeiten mit unterschiedlichsten Anforderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit. Aufbauend auf den theoretischen Erklärungszugängen der Time-Geography und des Constraints-Konzeptes der Freizeitforschung wurde zur Beantwortung der Forschungsfragen ein Methodenmix aus standardisierter Befragung und GPS-Logging zur Aufnahme des Tourenwahlverhaltens eingesetzt. Die gewonnenen Trajektorien wurden mit weiteren Informationen zur Ausstattung des Raumes versehen, um eine detailliertere Beschreibung des raumzeitlichen Verhaltens zu ermöglichen. Die Analysen zeigen, dass im Nationalpark Berchtesgaden vier Aktivitätstypen mit abweichendem raumzeitlichem Verhalten unterschieden werden können. Nur eine Minderheit von ca. einem Drittel der Besucher wählt dabei Touren, die mit größerer körperlicher Anstrengung verbunden sind. Die restlichen Besucher wandern nur halbtags oder kürzer im Gebiet und überwinden dabei nur wenige Höhenmeter. Im Altersverlauf konnten klare Brüche im raumzeitlichen Verhalten identifiziert werden. So verliert der Aktivitätstypus des Bergsteigers, der sich durch die Begehung alpiner Wege mit Absturzgefahr auszeichnet, bereits ab einem Alter von 50 Jahren stark an Bedeutung. Ab 60 Jahren steigt der Anteil sehr kurzer Touren sprunghaft. Ursachen dieser Veränderungen liegen primär in der Wahrnehmung von eingeschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit, sowie einer veränderten Motivationsstruktur. Diese abweichenden Muster raumzeitlichen Verhaltens sind jedoch auch das Resultat divergierender Tourenoptionen. So konnte gezeigt werden, dass ältere Besucher aufgrund der niedrigen Fortbewegungsgeschwindigkeit nur einen geringeren Anteil der Wege im Nationalpark innerhalb eines bestimmten Zeitbudgets erreichen können. Wird die Verteilung der Aktivitätstypen unter der Annahme eines ausschließlich wirkenden Alterseffektes in die Zukunft übertragen, bedeutet dies eine Steigerung der Besucherkonzentration in der Managementzone des Nationalparks und eine Bedeutungszunahme von stationären Aktivitäten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2015): „Ableitung von Präferenzen aus GPS-Trajektorien bei landschaftsbezogenen Erholungsaktivitäten“. In: AGIT - Journal für angewandte Geoinformatik. Berlin/Offenbach, S. 56-64
    Schamel, J.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.14627/537557008)
  • (2015): „There and Back Again: Using Fréchet-Distance Diagrams to Find Trajectory Turning Points“. In: Proceedings of the 23rd ACM SIGSPATIAL International Conference on Advances in Geographic Information Systems, Bellevue, S. 238-241
    Beckmann, L. Budig, B., Van Dijk, Schamel, J.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1145/2820783.2820878)
  • (2016): „Besuchermanagement in Großschutzgebieten im Zeitalter moderner Informations- und Kommunikationstechnologien“. In: Natur und Landschaft 91 (1),S. 32-38
    Job, H., Schamel, J., Butzmann, E.
  • (2017): Raumzeitliches Verhalten bei der Ausübung landschaftsbezogener Erholungsaktivitäten vor dem Hintergrund des demographischen Wandels (= Würzburger Geographische Arbeiten). Würzburg
    Schamel, J.
  • (2017): „A demographic perspective on the spatial behaviour of hikers in mountain areas: the example of Berchtesgaden National Park”. In: eco.mont 9 (special issue), S. 60-68
    Schamel, J.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1553/eco.mont-9-sis66)
  • (2017): „National parks and demographic change - modelling the effects of ageing hikers on the mountain landscape intea-area accesbility”. In: Landscape and Urban Planing
    Schamel, J., Job, H.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.landurbplan.2017.03.001)
 
 

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