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Emotionsregulation bei Patienten mit Zwangsstörungen

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 250782384
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt befasste sich mit der Emotionsregulation bei der Zwangsstörung. Bei der Zwangsstörung werden Hyperaktivierungen in frontalen und striatalen Hirnstrukturen beobachtet, welche insbesondere bei der Verarbeitung von symptomrelevanten Reizen überaktiv sind. Ein pathologisches Angsterleben und selbstberichtete Defizite der Patientengruppe legen eine veränderte Emotionsregulation nahe. Im Rahmen des aktuellen Projekts wurde dies im Rahmen von zwei Studien mittels ereigniskorrelierter Potentiale untersucht. Der Fokus lag hier auf die durch emotionale Stimuli ausgelöste P3 und späte parietale Positivierung (late parietal positivity, LPP) und deren Modulierbarkeit durch verschiedene Strategien zur Emotionsregulation. In zwei Studien wurden unmedizierte Probanden mit Zwangsstörungen und gesunde Vergleichsprobanden untersucht. In Studie 1 zeigten Patienten erhöhte Amplituden des LPPs auf störungsrelevante Bildreize im Vergleich zu Kontrollprobanden, was auf eine priorisierte Verarbeitung hindeutet. Während die Emotionsregulationsstrategien der Ablenkung und kognitiven Umdeutung bei gesunden Probanden erfolgreich das LPP reduzierten, führte die kognitive Umdeutung unserer Hypothese folgend bei Patienten zu keiner Modulation des LPP, wenngleich subjektive Ratings für eine erfolgreiche Emotionsregulation sprachen. Diese Ergebnisse deuten auf Defizite bei der Regulation emotionaler Reaktionen auf störungsassoziierte Reize mittels kognitiver Umdeutung hin, was in Modellen zur Erklärung der Zwangsstörung Beachtung finden sollte. In Studie 2 wurden die Strategien Distanzieren und positive Neubewertung untersucht. Entgegen den Befunden aus Studie 1 war die LPP Amplitude in der Patientengruppe reduziert und es fanden sich keine Defizite bei der Modulierbarkeit der LPP Amplituden durch die Emotionsregulation. Im Rahmen einer dritten Studie, die zusätzlich im Projekt umgesetzt wurde, wurde überprüft, inwieweit Informationen aus der sozialen Umgebung unsere Reaktion auf emotionale Stimuli beeinflussen. Hierfür waren neutrale und negative Bilder zu bewerten und anschließend wurde die (Pseudo-)Bewertung einer anderen unbekannten Person gezeigt, bevor das Bild dann erneut präsentiert und bewertet wurde. Dabei wurde deutlich, dass die Bewertung Anderer eine Erhöhung von P300 und LPP hervorrief, wenn eine Diskrepanz zwischen eigener und fremder Einschätzung einer bedrohlichen Szene (Unterschätzung) vorlag. Insgesamt wird deutlich, dass die Emotionsregulation bei der Zwangsstörung weiter untersucht werden sollte. Insbesondere, der Befund der 2. Studie eines verminderten LPPs bei der Zwangsstörung bedarf weiterer Klärung. Einen interessanten Ausblick stellen die Ergebnisse aus Studie 3 dar, die zeigen, dass nicht nur die subjektive Einschätzung, sondern auch die hirnelektrischen Antworten auf emotionale Reize durch soziale Kontextinformation modulierbar ist. Darauf aufbauend sollte untersucht werden, ob auch die Reaktion auf zwangsrelevante Reize sozialen Einflüssen (beispielsweise durch Rückmeldung des behandelnden Therapeuten) unterliegt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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