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Effekte von Stressbewältigung auf induzierten Juckreiz und auf die Aktivität in mit Juckreiz assoziierten Gehirnregionen bei Patienten mit Neurodermitis: Eine randomisierte, kontrollierte Studie

Antragstellerin Dr. Christina Schut
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Dermatologie
Förderung Förderung in 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 251171139
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Neurodermitis (ND) ist eine der häufigsten, chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen, die mit intensivem Juckreiz einhergeht. Neben genetischen, immunologischen und Umweltfaktoren stellt psychischer Stress einen bedeutsamen Faktor für die Exazerbation der ND dar, welcher mit der Juckreizintensität assoziiert ist. Stressbewältigungstrainings (SBTs) zeigten positive Effekte auf den Hautzustand, Juckreiz, Kratzen und physiologische Parameter bei ND-Patienten. Die Effekte von SBTs auf induzierten Juckreiz, induziertes Kratzverhalten und die Gehirnaktivität während Juckreizinduktion wurden mit dieser Studie allerdings erstmals untersucht. 70 potentielle Probanden wurden hinsichtlich ihrer Ansprechbarkeit auf visuelle Juckreiz-Stimuli gescreent. Zur Juckreizinduktion wurde ein Experimentalvideo (EV) genutzt, in dem sich Personen kratzten. Als Kontrollvideo (KV) diente ein Video, in dem die gleichen Personen still saßen. 12 ND-Patienten und 8 Hautgesunde reagierten bei der Präsentation des EVs mit einem Juckreizanstieg von mindestens 3 auf einer VAS von 0 – 10 und erfüllten zudem die weiteren Einschlusskriterien. Bei ihnen (bis auf einen Probanden, der Metallimplantate im Kopfbereich aufwies) wurden fMRT-Scans durchgeführt, bei denen mittels Arterial Spin Labeling (ASL) der zerebrale Blutfluss (ZBF) während der Videopräsentationen bestimmt wurde. Zudem wurde die durch das Video induzierte Juckreizintensität mittels VAS (0 – 10) innerhalb und außerhalb des Scanners erhoben. Ebenso wurde die Anzahl der Kratzbewegungen und die Kratzdauer während der Videopräsentationen außerhalb des Scanners gemessen und von zwei unabhängigen Ratern bestimmt (Interrater- Reliabilität r ≥ 0.84; p ≤ 0.001). 8 der ND-Patienten nahmen dann an einem 2wöchigen SBT teil, bei dem sie an drei Gruppenterminen in der Progressiven Muskelentspannung (PMR) angeleitet wurden. Diese führten sie mindestens einmal täglich durch. Danach wurden bei ihnen die Baseline-Messungen wiederholt. Es zeigte sich, dass zur Baseline die Präsentation des EVs im Vergleich zum KV bei den ND-Patienten zu einem signifikanten Anstieg im ZBF im supplementären Motorareal (SMA) führte (unkorrigiertes p < 0.001; k > 30). Dieser war bei den Hautgesunden nicht zu beobachten. Anschließende Region of Interest (ROI-) Analysen mit einer Größe von 3mm um die zur Baseline aktivierten Koordinaten im SMA zeigten, dass der Anstieg im ZBF durch das EV vor der PMR signifikant höher ausfiel als nach der PMR (p < 0.05). Zudem kam es nach der PMR im Vergleich zur Baseline durch das EV zu einem signifikant geringeren Anstieg in der Anzahl der Kratzbewegungen und der außerhalb des Scanners gemessenen Juckreizintensität (p < 0.05). Auf die Juckreizintensität innerhalb des Scanners hatte die PMR keine signifikanten Effekte. Deskriptiv ließ sich aber auch hier eine Reduktion beobachten. Diese Studie zeigte erstmals, dass es bei ND-Patienten nach Teilnahme an einem SBT zu reduzierter, induzierter Juckreizintensität und zu reduziertem induzierten Kratzverhalten kam. Auch war die Aktivität im SMA nach der PMR signifikant geringer als zur Baseline. Das SMA zeigte sich in vielen Studien bei Juckreiz aktiviert. Da es außerdem mit dem Drang, Handlungen zu initiieren assoziiert wird, ist es denkbar, dass der nach dem Training erreichte verringerte Drang, Kratzverhalten zu zeigen, durch den reduzierten ZBF im SMA erklärt werden kann. In Folgestudien mit randomisiertem, kontrolliertem Design sollten die Effekte von SBTs in einem größeren Kollektiv von Hautpatienten repliziert werden. Ebenso wäre es von Bedeutung, SBT bedingte strukturelle Veränderungen im Gehirn mittels Voxelbasierter Morphometrie zu untersuchen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Contagious itch: what we know and what we would like to know. Front. Hum. Neurosci. 9. 2015: 57.
    Schut C, Grossman S, Gieler U, Kupfer J, Yosipovitch G.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3389/fnhum.2015.00057)
  • Psychological Interventions in the Treatment of Chronic Itch. Acta Dermato-Venereologica, Vol. 96. 2016, Issue 2, pp. 157-161.
    Christina Schut, Nicholas K. Mollanazar, Jörg Kupfer, Uwe Gieler, Gil Yosipovitch
    (Siehe online unter https://doi.org/10.2340/00015555-2177)
  • Brain Processing of Contagious Itch in Patients with Atopic Dermatitis. Frontiers in Psychology, Vol. 8. 2017: 1267.
    Christina Schut, Hideki Mochizuki, Shoshana K. Grossman, Andrew C. Lin, Christopher J. Conklin, Feroze B. Mohamed, Uwe Gieler, Joerg Kupfer, Gil Yosipovitch
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3389/fpsyg.2017.01267)
 
 

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