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Paisij Velickovskij (1722-1794) und sein Werk.Die Rückkehr des Hesychasmus und das Schicksal des altkirchlichen Bildes vom geistlichen Vater in der russischen Orthodoxie

Antragstellerin Dr. Anna Briskina-Müller
Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 251620026
 
Das einzigartige Phänomen des russischen Starzentums des 19. Jahrhunderts erklärt sich aus dem immensen Einfluss 1. der aktiven Übersetzungstätigkeit von Paisij Velickovskij auf dem Gebiet des patristischen hesychastischen, mystischen und asketischen Schrifttums aus dem 4.-14. Jh., 2. seiner die übersetzten Texte kommentierenden, eigenen Darlegungen (mehrfach zur Apologie des hesychastischen Gebets, des monastischen Gehorsams und der geistlichen Vaterschaft u.v.m.), 3. der im Maßstab einer Bruderschaft unternommenen Reformen des Mönchtums und des Neuansatzes in der geistlichen Betreuung der Brüder und später auch der Rat suchender Laien durch einen geistlichen Vater (Starez), 4. aber auch seiner Überzeugungs- und Hintergrundarbeit, die er in seinem umfangreichen Briefwechsel leistete. Die Verbreitung der von Paisij übersetzten patristischen hesychastischen Texte, der Abschriften seiner Briefe und Schriften, aber auch der von ihm in Rumänien eingeführten monastischen Gepflogenheiten durch seine Schüler in Russland Ende des 18. und Anfang des 19. Jh.s führt im 19. Jh. zur Entstehung des Phänomens des russischen Starzentums. Kirchengeschichtlich und kirchenalltäglich gehört der geistliche Vater bis heute zu den auffälligsten Merkmalen der orthodoxen Asketik. Trotz des durchaus vorhandenen Interesses der Ostkirchenhistoriker und -forscher an Asketik, geistlichen Vaterschaft und hesychastischen Tradition der Ostkirche ist die entscheidende Gestalt, die eine Schule schuf und die hinter der Rückkehr dieser Phänomene in die Orthodoxe Kirche der Neuzeit stand, bisher nicht umfassend untersucht worden. Das Ziel der Arbeit besteht in der Konkretisierung der allgemeinen, aber bisher nicht überprüften Ansicht, Paisij habe in der Wiedergeburt des altkirchlichen Altvätertums sowie in der Entstehung dessen spezifischer russischer Ausprägung, des sog. Starzentums des 19.-20. Jh.s, die entscheidende Rolle gespielt. Der Gewinn des Vorhabens wird bestehen: 1. im Bekanntmachen der im deutschsprachigen Raum kaum wahrgenommenen und keiner Spezialuntersuchung gewürdigten, für die Entwicklung der gesamten orthodoxen Theologie des 19.-20. Jh.s jedoch zentralen Gestalt des Paisij Velickovskij sowie seines Werks, wobei das Hauptaugenmerk (entgegen der bisherigen Tendenz in der Forschung, s. unter Forschungsstand) Paisij als einer selbständigen theologischen Größe gelten soll 2. im Aufspüren der patristischen Traditionsstränge zwischen der altkirchlichen Vorstellung von einem geistlichen Vater und der Blüte des Starzentums im Russland des 19. Jh. und in der Erhellung von Paisijs Rolle beim Transfer des altkirchlichen Vaterbildes und seiner Modifizierung auf dem slavischen Boden 3. in der Bereitstellung der slavischen Quellentexte und einer eigenen deutschen Übersetzung, was einen Beitrag zur kirchengeschichtlichen quelleneditorischen Arbeit leisten und der zukünftigen Forschung die weitere Beschäftigung mit den genannten Erscheinungen erleichtern wird.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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