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Merkmalsaffigierung: Die Morphologie phonologischer Merkmale

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 251719549
 
Merkmalsaffixe sind Affixe, die morphosyntaktische Kategorien durch das Hinzufügen phonologischer Merkmale zu einem Ausgangswort ausdrücken werden (z.B. im Plural von Bruder, Brüder, wo die Plural-Flexion ausschließlich aus einer Modifikation des Vokals, d.h. der Affigierung des phonologischen Merkmals [-hinten] an den betonten Vokal, besteht). Obwohl Merkmalsaffixe zu den häufigsten und verbreitetesten Typen von Affigierung in den Sprachen der Welt gehören, ist unser theoretisches Verständnis von Merkmalsaffigierung durch zwei grundlegende Probleme beschränkt: (i) Die systematische Forschung zu Merkmalsaffixen hat sich fast ausschliesslich auf ihre phonologische Eigenschaften beschränkt, d.h. wir wissen wenig über Merkmalsaffixe als morphologische Objekte, und (ii) die empirische Grundlage für die Forschung zu Merkmalsaffixen beruht auf einer extrem kleinen Stichprobe von Sprachen und stützt sich in wesentlichen Aspekten auf empirisch problematische Daten. Dieses Projekt adressiert beide Probleme auf der Grundlage einer detaillierten empirischen und theoretischen Untersuchung zur Morphologie von Merkmalsaffixen in vier zentralen morphologischen Bereichen: Linearisierung, Allomorphie, Kookkurrenz und Synkretismus in den Sprachen der Welt. Diese empirischen Bereiche stehen im Zentrum intensiver aktueller empirischer und theoretischer Forschung auf der Basis segmentaler Affigierung, aber sind, was Merkmalsaffixe angeht, bisher kaum beachtet worden. Merkmalsaffigierung als einer der segment-artigsten Typen nichtkonkatenativer Morphologie ist dadurch ein idealer Phänomenbereich für die empirische Überprüfung zentraler Grundannahmen der theoretischen Morphologie. Im Detail verfolgen wir die folgenden Ziele: (i) die Schaffung einer breiten typologischen Datenbasis für Merkmalsaffixe, um systematische Muster ihrer Verteilung zu erfassen (ii) die Generalisierung deskriptiver und theoretischer Kategorien aus dem Bereich segmentaler Affigierung auf Merkmalsaffixe, (iii) die Überprüfung von theoretischen Hypothesen, die aufgrund segmentaler Affigierungsdaten entwickelt worden sind anhand von Merkmalsaffixen, und (iv) die theoretische Integration von Merkmalsaffigierung in einen restriktiven Grammatikformalismus. Insgesamt verspricht die detaillierte Untersuchung von Merkmalsaffixen eine substantielle Vertiefung unseres theoretischen Verständnisses von generellen Prinzipien morphologischer Affigierung über segmentale Affixe hinaus, aber auch, da Merkmalsaffixe in grundlegenderer Weise mit der phonologischen Struktur von Basiswörtern interagieren als segmentale Affixe, für den potentiellen Zugriff phonologischer Prozesse auf morphologische Struktur und die Interaktion von Modulen in der Gesamtarchitektur der Grammatik.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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