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Die treibenden Kräfte von evolutionären Veränderungen und Dynamiken von Artengemeinschaften im Langzeitsee Ohrid: Eine Synthese von molekularen, paläontologischen und Sedimentkern-Daten
Antragsteller
Professor Dr. Christian Albrecht; Professor Dr. Thomas Wilke
Fachliche Zuordnung
Paläontologie
Evolution, Anthropologie
Evolution, Anthropologie
Förderung
Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 253046622
Der auf dem Balkan gelegene Ohridsee ist der älteste europäische Langzeitsee, gekennzeichnet durch eine außergewöhnlich hohe Biodiversität und Endemismusrate. Die Prozesse, die diese Biodiversität generiert haben, sind jedoch noch weitgehend unbekannt.Vorläufige genetische Analysen ausgewählter benthischer Tiergruppen des Ohridsees in Verbindung mit molekulare Uhr-Abschätzungen haben gezeigt, dass die meisten endemischen Taxa intralakustrin entstanden. Da darüber hinaus keine Änderungen von Diversifikationsraten über die Zeit erkennbar waren, liegt die Vermutung nahe, dass im Laufe der Seengeschichte möglicherweise keine katastrophalen Ereignisse stattgefunden haben.Diese Hypothese hat u.a. die ICDP (SCOPSCO) Bohrkampagne im Ohridsee inspiriert, die Anfang April 2013 begonnen hat. Sie wurde zu einer der erfolgreichsten ICDP-Seebohrung überhaupt, und bis Ende Mai 2013 konnten ca. 2100 laufende Meter an Sedimenten gewonnen werden. Die Gesamtausbeute an vier verschiedenen Bohrlokalitäten betrug dabei > 95 %. Erste Analysen deuten darauf hin, dass die Kerne ein kontinuierliches Archiv von qualitativ hochwertigen paläolimnologischen Daten darstellen und reich an Mikro- und Makrofossilien sind. Weiterhin zeigen vorläufige Analysen von Proben aus den Kernfängern, dass über die Zeit signifikante Änderungen in den Diatomeengemeinschaften stattgefunden haben.Aus diesem Grunde wird in dem vorliegenden Antrag eine Kombination von Molekular-Uhr-Informationen von rezenten endemischen Arten sowie Mikro- und Makrofossil-Daten auf der einen Seite und Paläoumweltdaten (sedimentologische, tephrostratigraphische und Paläo-Habitat-Informationen) aus Sedimentkernen auf der anderen Seite genutzt, um sowohl die treibenden Kräfte für evolutionäre Veränderungen als auch mögliche Turnover von Artengemeinschaften im Langzeitsee Ohrid für verschiedenen höhere Taxa zu ermitteln.Als Arbeitshypothese wird angenommen, dass das Fehlen von katastrophalen Ereignissen im Ohridsee und dessen hohe Ökosystem-Resilienz Effekte von Umweltänderungen auf die See-Taxa abgemildert haben und stattdessen diese Umwelteinflüsse primär für Änderungen in den Artengemeinschaften verantwortlich sind.Das beantragte Projekt verfolgt einen konzeptionell neuen Ansatz in Langzeitsee-Studien. Basierend auf den durch das SCOPSCO-Bohrprogramm entstandenen Synergien kombiniert es zeitlich explizite molekulare, evolutionäre und Paläoumwelt- Informationen von verschiedenen Tier- und Protisten-Gruppen. Diese Informationen stammen aus alterskontrollierten Sedimentdaten, welche die gesamte Geschichte eines Langzeitsees abdecken.
DFG-Verfahren
Infrastruktur-Schwerpunktprogramme
Internationaler Bezug
Großbritannien, Nordmazedonien, Österreich, Schweiz
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Privatdozent Dr. Mathias Harzhauser; Professor Dr. Zlatko Levkov; Jane Reed, Ph.D.; Professorin Dr. Tanja Stadler; Dr. Sasho Trajanovski