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Einfluss kognitiver Defizite auf das System der absteigenden Schmerzhemmung (KODAS)

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 253063096
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Patienten mit einem Fibromyalgiesyndrom (FMS) leiden neben einem chronischen Ganzkörperschmerz zusätzlich an erhöhter Müdigkeit, Schlafstörungen und kognitiven Einbußen. Insbesondere die kognitiven Einbußen (insbesondere Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen) werden von Patienten, noch über die Schmerzen hinaus, als das im Alltag am stärksten einschränkende und belastende Symptom beschrieben. Ursachen für die chronischen Schmerzen sind bislang ungeklärt, im Verdacht stehen Veränderungen in für die Schmerzverarbeitung notwendigen Strukturen im Gehirn. Vorbestehende Studien bieten Hinweise auf vorbestehende Veränderungen der Struktur und Funktion in den schmerzverarbeitenden Gehirnregionen, sodass von einer Funktionsstörung für die Schmerzverarbeitung ausgegangen werden kann. Da die Funktion der Gehirnregionen auch durch kognitive Faktoren beeinflusst werden, überprüfte die vorliegende Studie, ob die bei Patienten mit einem FMS vorliegenden kognitiven Einbußen die Funktion der Schmerzregionen weiter einschränken. Sollte sich dies bestätigen, könnte durch Behandlungsverfahren, die zur Verbesserung der kognitiven Leistung führen, möglicherweise neue Behandlungsansätze beim FMS begründet werden. In der Studie wurden neben Patienten mit einem FMS als Vergleichsgruppen auch gesunde Menschen ohne Schmerzen und Patienten mit einem eindeutig orthopädisch bedingten Schmerz (Gelenksarthrose) untersucht. Hierbei wurden alle Teilnehmer auf ihre Schwellen für die Wahrnehmung von Schmerz bei verschiedenen Reizen (Kälte, Wärme, Druck) und ihrer kognitiven Leistung getestet. Patienten mit einem FMS waren schmerzempfindlicher als Gesunde und orthopädische Patienten, zeigten mehr depressive Symptome, eine stärkere Einschränkung ihrer Lebensqualität, berichteten von mehr Stress im Alltag und mehr Belastungen in der Lebensgeschichte. Entgegen der ursprünglichen Annahme und der subjektiven Berichte von Patienten mit FMS zeigte sich aber keine Unterschied in der kognitiven Leistungsfähigkeit zwischen den drei untersuchten Gruppen. In einer sich anschließenden Untersuchung des Gehirns mit Hilfe der Kernspintomographie ließen sich keine Veränderung der Struktur der Schmerzzentren im Gehirn finden. Während der Untersuchung der Gehirnaktivität mittels funktioneller MRT wurden die Probanden gebeten, eine Gedächtnisaufgabe durchzuführen. Typischerweise führt die durch die Denkaufgabe ausgelöste Ablenkung zu einer verminderten Schmerzwahrnehmung, wenn ein identischer Schmerzreiz während der Denkaufgabe und ohne diese gesetzt wird. Dieser Effekt konnte bei allen Teilnehmern festgestellt werden, jedoch fanden sich keine Unterschiede zwischen den FMS Patienten und den beiden anderen Gruppen. Die fehlenden Unterschiede in der kognitiven Leistung wurde in neueren Untersuchungen ebenfalls festgestellt, insbesondere wenn das Ausmaß der bei den FMS Patienten vorliegenden depressiven Symptome mit einbezogen wird. Somit muss davon ausgegangen werden, dass, entgegen der vorherigen Annahme, Patienten mit einem FMS nicht per se an einer Einschränkung ihrer kognitiven Leistung leiden, sondern dass eine solche wahrscheinlich Folge einer zusätzlich bestehenden Depression ist. Daher kann auch nicht angenommen werden, dass es eine Wechselwirkung zwischen der Struktur und Funktion von Schmerzzentren im Gehirn gibt, die spezifisch für das Fibromyalgiesyndrom sind. Die Ergebnisse werden veröffentlicht und ebenfalls den Publikationsorganen der Selbsthilfegruppen zur Verfügung gestellt.

 
 

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