Detailseite
Projekt Druckansicht

Formen der Politisierung humanitärer Hilfe in der Europäischen Union

Antragstellerin Dr. Charlotte Dany
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung in 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 253366504
 
Die humanitäre Hilfe befindet sich in einer Krise, die institutionelle Anpassungen der Geber nötig macht. Immer mehr Menschen werden Opfer humanitärer Katastrophen. Die humanitäre Hilfe erreicht diese Menschen oftmals nicht. Gleichzeitig stehen humanitäre Organisationen vor unüberwindbaren Handlungsdilemmata. Die Geber reagieren unterschiedlich auf diese Probleme. Viele weichen von den humanitären Prinzipien ab, setzen auf langfristigere, strukturelle Maßnahmen, arbeiten verstärkt mit Staaten oder Militär zusammen oder knüpfen die Hilfeleistung an bestimmte Bedingungen. Kurz, sie folgen dem Trend zur Politisierung humanitärer Hilfe. Doch ist bislang unklar, was genau darunter zu verstehen ist und welche Folgen dieser Trend hat. Ich möchte den Begriff der Politisierung daher für die humanitäre Hilfe operationalisieren, um zu zeigen, wie die humanitäre Hilfe der Europäischen Union (EU) politisiert ist. Denn während Politisierung meist für operativ tätige humanitäre Organisationen verwendet wird, ist bislang unklar, was dies für konzeptionell-koordinierende Institutionen, wie die EU, bedeutet. Für die Konzeptualisierung des Begriffs führe ich zunächst die Verständnisse der Politisierung humanitärer Hilfe mit dem der Politisierung internationaler Institutionen zusammen. Dann zeige ich, wie die Politisierung humanitärer Hilfe konkret in der EU erforscht werden kann. Ich fokussiere dabei die Phase der Politikformulierung sowie Reflexionsprozesse zwischen verschiedenen Akteuren über die humanitäre Hilfe der EU. Konkret werden zuletzt aktuelle politische Prozesse untersucht (Entwicklung der Framework Partnership Agreements und des Comprehensive Approach für Krisenmanagement und -prävention), um daran exemplarisch die Politisierung der EU aufzuzeigen. Ich erwarte drei wesentliche Ergebnisse der Studie: (1) Sie klärt den schillernden Begriff der Politisierung humanitärer Hilfe und macht ihn für empirische Forschung, insbesondere im Kontext koordinierender internationaler Geberinstitutionen, operationalisierbar. (2) Sie charakterisiert die Europäische Union als humanitären Akteur genauer und zeigt, inwiefern sich das Politikfeld der humanitären Hilfe als Teil der Außen- und Sicherheitspolitik von intergouvernementalem zu transnationalem Regieren entwickelt. (3) Sie bietet empirische Einblicke in aktuelle Verhandlungen und Reflexionsprozesse über die derzeitige und zukünftige Ausgestaltung der humanitären Hilfe der EU. Langfristig können dieses Ergebnisse dazu beitragen, die Folgen des Trends zur Politisierung humanitärer Hilfe besser zu verstehen.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Norwegen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung