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Adoleszenz in interkultureller Spannung . Israel als prekärer Sozialisationsraum

Fachliche Zuordnung Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung Förderung von 2013 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 253367044
 
Der geplante Forschungsaufenthalt an der Harvard University steht im Kontext des Forschungs- und Habilitationsprojektes Adoleszenz in interkultureller Konfliktlage - Israel als prekärer Sozialisationsraum, welches den Prozess der Adoleszenz in einer besonderen, sozial, politisch und kulturell prekären Situation fokussiert. Unter Adoleszenz wird die auf die Jugend folgende, den Übergang zum Erwachsenenalter im Sinne eines psychosozialen Moratoriums (Erikson 1973) ausdehnende Lebensphase verstanden, die sich erst in der Moderne herausbildet (vgl. King 2002, Zizek 2012a,b) und heute, dem Begriff des emerging adulthood entsprechend, das gesamte dritte Lebensjahrzehnt beanspruchen kann (vgl. Arnett 2004). Adoleszenz ist ein durch einerseits die soziale, generationell strukturierte Umgebung ermöglichter (vgl. King 2002) und andererseits durch das Kompetenz-Potential kreativer und müßiger Auseinandersetzung mit der sozialen Realität eröffneter (Zizek 2012b) Möglichkeitsraum, der entsprechend auch als zentraler Generator des Neuen betrachtet wird (Oevermann 2004, King 2002, Zizek 2012b).Israel, das sich bis zum heutigen Tag in einer sich eher noch zuspitzenden, komplexen Konfliktsituation befindet (vgl. Strenger 2012), stellt als prekärer Sozialisationsraum für das grundlagentheoretische Studium der Adoleszenz einen aufschlussreichen Untersuchungsgegenstand dar. Wie sich am Beispiel moralischer Entwicklung exemplarisch veranschaulichen lässt, bedeutet Israel für die Bewältigung der Adoleszenz eine besondere Herausforderung: Können sich Jugendliche etwa ab dem 21. Lebensjahr potentiell aufgrund der Entwicklung der kognitiven und moralischen Kompetenz reflexiv aus ihren sozialen Einbettungsverhältnissen lösen (Kohlberg 1996, Garz 1996), gerät dieses Potential mit der immer wieder bedrohlichen und einseitig Loyalität einfordernden interkulturellen Konfliktlage in Spannung.Mit Blick auf die Theorie der Adoleszenz vermuten wir, dass sich bei Adoleszenten in Israel sowohl besonders elaborierte, die komplexe Lage sublimierend verarbeitende (Brückenbauer, Intellektualisierer), als auch entwicklungstheoretisch betrachtet rückständige Bewältigungsformen feststellen lassen. Für erstere war die prekäre Situation also ein besonderer Entwicklungsanreiz, während für letztere diese Herausforderungen Entwicklungshemmnisse dargestellt haben. Wie Adoleszente die prekäre interkulturelle Konfliktsituation bewältigen, ist also der Gegenstand dieses rekonstruktiv verfahrenden, sozialwissenschaftlich arbeitenden Projekts. Durch die Rekonstruktion aktueller Bewältigungsformen verspricht das Projekt auch generellen Aufschluss über den weichenstellenden Übergang ins entscheidungsmächtige Erwachsenenalter in einer interkulturellen Konfliktlage.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug USA
 
 

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