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Vom Wert und Werden des Hobrechtschen Berlin. Wachstum, Wandel und Erbe der Berliner Stadterweiterung

Fachliche Zuordnung Städtebau/Stadtentwicklung, Raumplanung, Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Landschaftsplanung
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 253506335
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Planung ist immer eine Bezugnahme auf Zukünftiges. Zu jeder Zeit haben jeweils unterschiedliche Gegenwartsbezüge unterschiedliche Projektionen in die Zukunft ermöglicht. In unseren Forschungen haben wir disziplinäre und ideengeschichtliche Bezüge und Hintergründe des ‚Hobrechtplans’ nachgezeichnet: die Ideen, Strukturen und Elemente des Plans. Gleichermaßen war es von Interesse, wie Folgeplanungen anschlossen und das Hobrechtsche Berlin sich seit 1862 gewandelt hat – unter anderem maßgeblich beeinflusst von planerischen Ordnungsvorstellungen und technischen Innovationen des 20. Jahrhunderts. Die vorliegende Studie hat erstmals in der Breite wie auch in archivarischer Dichte das Planwerk untersucht und aus städtebaulicher, stadtplanerischer und denkmalpflegerischer Sicht das Hobrechtsche Berlin in seinem Wert und als Werk diskutiert. Dieses Projekt legt Forschungserkenntnisse vor und gibt damit nicht nur Grundlagen zur Beurteilung des Hobrechtschen Berlin, sondern kann auch als Beitrag zu einem weiterführenden Diskurs, wie er bereits im Rahmen der Forschungen begonnen wurde, sowie weiterführenden Forschungen zur gründerzeitlichen Stadt verstanden werden. Letzteres haben wir intensiv mit Experten diskutiert. Darauf basierend werden folgend auch Hinweise auf weitere und zukünftige Lesarten des ‚Hobrechtplans’ und des Hobrechtschen Berlins gegeben. In drei interdisziplinären Arbeitsbereichen konnte der Bebauungsplan als Wachstumsgerüst, der Wandel des Hobrechtschen Berlins und neue Erkenntnisse zum Wert sowie Werk der Berliner Stadterweiterung von 1862 dargestellt werden. Anliegen unseres Projektes war es, planerisches Tun in seinem Kontext zu verstehen und aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und somit auch Erkenntnisse zur Entwicklung der eigenen Disziplin zu bekommen. Festgehalten wird planerisches Handeln nicht zuletzt in Plänen und dazugehörigen Dokumenten, die Auskunft darüber geben, welche Stadtzukünfte intendiert und erreicht werden sollen, an welche Entwicklungen angeknüpft und wo Neues implementiert werden sollte. In Bezug auf den Bebauungsplan von 1862 ist festzustellen, dass er aktuell wenig präsent ist und kaum für aktuelle Fragen der Stadtentwicklung herangezogen wird. Er wird durchaus gelobt als Plan, der trotz oder gerade wegen seines pragmatischen Charakters im Vergleich zur heutigen Praxis viele Freiräume lässt, oder als Plan, der sich in seiner Komplexität beschränkt damit seine Erfolgsaussichten auf lange Sicht gesichert hat. In der heutigen Zeit, in der Großstädte erneut auf teilweise hochdynamische Entwicklungen reagieren müssen (demografischer Wandel, Zuwanderung, Klimawandel, etc.) stellt sich durchaus auch die Frage nach der Rolle von Planwerken, ihren Ordnungsvorstellungen und ihre inhaltliche Tiefe. Auch wenn die Umstände und die Vorgehensweise bei der Erarbeitung des Bebauungsplans 1862 kaum mit heutigen Maßstäben räumlicher Planung verglichen werden können, gibt uns der Entwicklungsverlauf des Hobrechtschen Berlin eine Botschaft hinsichtlich der Regelungsdichte von Planung mit: Man kann Planinhalte reduzieren, aber man muss dann damit rechnen, dass nicht nur verschiedene Ergebnisse, sondern auch Unbeabsichtigtes oder sogar Störendes dabei herauskommen. Mit den vorliegenden Studien wollen wir eben solche und weitere neue, frische Perspektiven auf den Bebauungsplan von 1862 und das Hobrechtsche Berlin eröffnen. Wesentlich war für uns, Wissen über James Hobrecht und seine Tätigkeit in der Bebauungsplanung zu mehren, um Rezeptionen und Zuschreibungen besser einzuordnen und neue, heutige Bezugnahmen zu ermöglichen. Damit haben wir den Blickwinkel schrittweise verschoben vom Plan und dessen Autoren, zu Ordnungsvorstellungen, die die Stabilität und den Wandel des Hobrechtschen Berlins in Folgejahrzehnten und Jahrhunderten prägten, bis hin zur Frage nach dem Wert und dem heute Bewährten. Wir haben damit ein neues Fenster in der Planungsgeschichte aufgestoßen, um weitere Lesarten des Plans und des Wirkens von James Hobrecht und Deutungen des Hobrechtschen Berlins zu ermöglichen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Stadterweiterung und neue Infrastruktur. Der Hobrecht-Plan im Lichte der Infrastrukturentwicklung – am Beispiel der Wasserinfrastruktur, in: Forum Stadt, Heft 4/2015, S. 408-415
    Elke Pahl-Weber
  • (2016): Master designing the future. Planned and built urban design elements in Hobrecht’s expansion plan of 1862. In: Carola Hein (Hg.): History Urbanism Resilience – Politics, Planning, Heritage and Urban Space. TU Delft, Delft. S. 148. ISBN (Print): 978-9492516046
    Million, Angela / Bentlin, Felix / Calbet, Laura
  • Die Substanz des Plans und die geplante Substanz. Der Berliner ‚Hobrechtplan‘ als städtebauliches Erbe, in: Landesdenkmalamt Schleswig-Holstein (Hrsg.): Denkmalpflege braucht Substanz. Dokumentation der Jahrestagung der Landesdenkmalpfleger 2015, Kiel 2017, S. 136-148
    Stephanie Herold
  • Understanding the Hobrecht Plan. Origin, composition, and implementation of urban design elements in the Berlin expansion plan from 1862. In: Planning Perspectives. Taylor&Francis 2017
    Bentlin, Felix
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/02665433.2017.1408484)
  • (2018): Das Hobrechtsche Berlin. Wachstum, Wandel und Wert der Berliner Stadterweiterung. Berlin: Dom publishers
    Dolff-Bonekämper, Gabi / Million, Angela / Pahl-Weber, Elke (Hg.)
  • What Kind of Code? Berlin's Hobrechtplan from 1862 and the Term “Code”. In: Stühlinger, Harald / Hentschel, Britta (Hg.): Thinking, Planning, and Building the City of the 19th Century. Jovis, Berlin 2019, 42 ff.
    Hutterer, Florian
 
 

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