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Neigung in ja/nein-Fragen
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Bettina Braun; Professorin Maribel Romero, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2014 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 254945708
Verschiedene Arten von ja/nein-Fragen (z.B. Is Jane coming?, Is Jane not coming?, Isn't Jane coming (too/either)?, Is Jane really coming?) haben die gleichen Wahrheitsbedingungen. Es wird jedoch oft davon ausgegangen, dass die genaue Form dieser Fragen von den epistemischen Neigungen des Sprechers ('speaker bias') und der kontextuellen Evidenz abhängig ist. Die heutigen empirischen Generalisierungen von ja/nein-Fragen und die ihnen zugeschriebene Neigung sind oft nicht vollständig --die existierenden Ansätze beschreiben einige, aber nicht alle ja/nein-Fragetypen-- und sind teilweise widersprüchlich. In der Literatur finden sich drei Analysestränge: Der erste Strang nutzt den Begriff des Nutzens einer Proposition ('usefulness') im Kern der Frage (Strang A), der zweite Strang setzt auf den Beitrag des VERUM Operators (Strang B), und der dritte Strang modelliert die Unterschiede zwischen den ja/nein-Fragetypen mittels Sprechakten (Strang C). Alle dieser Stränge erklären eine andere Untergruppe von Daten und nehmen eine unterschiedliche pragmatische Architektur des Diskurses und der konversationellen Schritte und Ziele an. Das Novum diese Projektes liegt darin, experimentelle Produktions- und Perzeptionsdaten zu nutzten, um zwischen diesen Analysen zu entscheiden oder eine von ihnen weiterzuentwickeln. Unser erstes Projektziel ist dabei die Erstellung einer empirisch fundierten Charakterisierung der empirischen Daten. Dafür starten wir mit einer großangelegten, semi-spontanen Produktionsstudie im Deutschen und Englischen, in der Sprecherneigung und kontextuelle Evidenz manipuliert werden. Untersuchungsgegenstand ist die linguistische Realisierung von ja/nein-Fragen (in Bezug auf positive vs. negative Formulierung, hoch vs. tief angebundene Negation und Intonation). Ein zentraler Aspekt unseres Projektes ist die detaillierte Analyse der Verteilung der Tonhöhenakzente, Akzenttypen und Grenztöne, die im Rahmen der zu untersuchenden ja/nein-Fragen bislang wenig beachtet wurden. Die erhobenen Daten werden zur Erstellung und Durchführung von Perzeptionsstudien genutzt, die drei subtile und kontroverse, jedoch theoretisch äußerst wichtige Aspekte untersuchen. Dabei geht es um die Unterteilung zwischen negativen ja/nein-Fragen mit hoch oder tief angebundener Negation, die Art von Ladds (1981) Ambiguität, und um die Akzeptanz von negativen ja/nein Fragen mit hoch angebundenen Negation und "either". Unser zweites Ziel ist es, die neuen empirischen Daten zu nutzen, um die existierenden Analysen zu evaluieren, anzupassen oder weiterzuentwickeln. Wir planen eine einheitliche und umfassende Analyse von ja/nein-Fragen zu entwickeln (inklusive des Beitrags der Intonation), die sprachübergreifende Unterschiede zwischen Englisch und Deutsch (und zu einem späteren Zeitpunkt andere Sprachen) erklären kann und die auf ähnliche pragmatische Effekte in anderen Fragetypen ausgeweitet werden kann (z.B. rhetorische W-Fragen).
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme