Baukulturen - wie kommt es heute zu räumlichen Differenzierungen bei der Gestaltung der gebauten Umwelt zwischen deutschen Städten? Eine Analyse mit Hilfe des akteurszentrierten Institutionalismus
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Unterschiede im baulichen und architektonischen Erscheinungsbild deutscher Städte sind nicht allein aus ihrer Geschichte oder ihrer ökonomischen Leistungsfähigkeit zu erklären. In unserem Forschungsprojekt haben wir herausgearbeitet, dass „Stadtgestalt" in den vier wachsenden deutschen Fallstudienstädten München, Köln, Bonn und Braunschweig vielmehr auch als Ergebnis eines Aushandlungsprozesses zu begreifen ist, in dem sich das Bewusstsein der beteiligten Akteure für eine hochwertig gestaltete gebaute Umwelt ebenso widerspiegelt wie die Verhandlungsmacht der am Bau- und Planungsprozess beteiligten Akteure, entsprechende Aspekte der Gestalt in die Aushandlung um bauliche Vorhaben einzubringen. Dabei gewinnen in den letzten Jahren neue Konstellationen zwischen privaten und öffentlichen Akteuren eine zunehmend wichtige Rolle. Etablierte Spielregeln und Verfahrensabläufe im Bau- und Planungsgeschehen werden heute durch neue oder modifizierte Regeln ergänzt, die stadtspezifisch eingesetzt werden und Unterschiede in der aktuellen baulichen Gestalt zwischen deutschen Innenstädten erklären können Unsere Pilotstudie hat auf diese Weise gezeigt, dass für das Verständnis und die Aufarbeitung der Gestaltungsprozesse der institutionelle Kontext in Form von normativen Regeln, habitualisierten Verfahren und institutionalisierten Praktiken der Stadtgestaltung eine wichtige und Rahmen setzende Rolle spielt. Im Rahmen des „akteurzentrierten Institutionalismus" haben wir Kriterien für eine vergleichende Analyse von Bau- und Planungskulturen zwischen deutschen Städten identifiziert und Unterschiede in der aktuellen Herstellung der gebauten Umwelt zwischen deutschen Städten benannt. Dabei stützen wir unsere Erkenntnisse empirisch auf die Untersuchung von jeweils einem Neubauvorhaben im Einzelhandel, einer innerstädtischen Platzgestaltung sowie einem gesamtsstädtischen Zugang zum Thema Stadtgestaltung. Theoretisch sind die Überlegungen der Governance-Forschung und der Politischen Geographie leitend für die Interpretation der gewonnen Erkenntnisse. Die im Verlauf des Planungs- und Bauprozesses verhandelte Gestalt von gebauter Umwelt ist abhängig vom Einsatz und der Kombination verschiedener Instrumente, die Gestalt qualifizieren können, sowie von den beteiligten Akteuren und deren Wissen um die Vielfalt und Wirkungsweise dieser Instrumente. Das unterschiedliche Erscheinungsbild deutscher Innenstädte ist somit als ein Wechselspiel von Gestalt und Gestaltung zu begreifen, von Material und Prozess. Dabei zeigen die Ergebnisse, dass sich unterschiedliche Planungskulturen beschreiben lassen, die: * sich durch eine Konstanz und Stärke der öffentliche Steuerung mit einer starken Regulierung von Fragen der Gestalt und dem Einsatz von eigenen Verfahren auszeichnen, sich durch eine neue Besetzung des Themas auf der politischen Agenda und eine Erhöhung der Ressourcen in diesem Themenbereich um die stärkere Thematisierung der Stadtgestalt bemühen, ausgelöst durch stadtbildprägenden Großprojekte eine langfristige städtische Debatte über öffentliche Räume und die Stadtgestalt anstoßen, die zu der Etablierung neuer Regeln und dauerhaft angelegten Akteurskonstellationen führt und * die vorwiegend durch informelle Gestaltungsansätze charakterisiert ist, die nur geringe Unterstützung in der Politik und bei den Investoren findet, so dass es an einer institutionalisierten Regulierung mangelt. Dabei wurde auch deutlich, dass die Gestalt im Sinne der Materialität nicht immer im Fokus der Aushandlung steht und das Thema „Stadtgestalt und Baukultur" zum Teil erst am Anfang von gesellschaftlicher Problemwahrnehmung und Regelung stehen. Gestalt wird jedoch zunehmend als Standortfaktor entdeckt, der sich langfristig fördernd oder hemmend auf die Entwicklung der Lebens- und Standortqualität von Städten und Stadträumen auswirkt.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2006): PPP - Möglichkeiten und Grenzen neuer Partnerschaften in der projektbezogenen Stadtentwicklung. In: Sinnig, H. (Hrsg.) (2006): Stadtmanagement. Strategien zur Modernisierung der Stadt (-Region)
Lobeck, M. und C.-C. Wiegandt
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(2006): Zur Stellung von Architektur im geographischen Denken und Forschen. In: Wölkenkuckucksheim. Internationale Zeitschrift für Theorie und Wissenschaft der Architektur Jg. 10, Heft 1
Kazig, R. und C.-C. Wiegandt
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(2006): „Planung neu denken" in Braunschweig: Aushandlungen zwischen Investor, Stadtmanagement und Stadtöffentlichkeit. In: SELLE, K. (HRSG.): Planung neu denken Band 2: Praxis der Stadt- und Regionalentwicklung. Analysen. Erfahrungen. Folgerungen. Dortmund 2006, S. 501 - 513
Lobeck, M. und C.-C. Wiegandt
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Baukulturen - wie kommt es heute zu Differenzierungen bei der Gestaltung der gebauten Umwelt zwischen deutschen Städten? Eine Analyse mit Hilfe des akteurzentrierten Institutionalismus. Vortrag zum AK Stadtzukünfte in Bochum am 11.11.2006
K. Brzenczek
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(2007): Baukultur durch Verfahren. In: Planerin, Heft 6, 2007, S, 9-11
Brzenczek, K. und C.-C. Wiegandt
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(2007): Baukultur durch Verfahren. In: PNDonline, Ausgabe 1/2008
Brzenczek, K. und C.-C. Wiegandt
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Politischer Konflikt um die Gestalt. Der Qualitätsbegriff in Prozessen der Stadtgestaltung. Vortrag im Rahmen des Workshops „Materialität" am 12.07.2007 in München
K. Brzenczek und C.-C. Wiegandt
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„...hier müssen so Projekte immer mit dem Schuhanzieher gemacht werden..." Strategien der Stadtgestaltung und räumliche Differenzierung der Stadtgestalt. Vortrag zum Workshop des DFG-Projekts "Stadträume in Spannungsfeldern" in Aachen am 19. und 20.4.2007
C.-C. Wiegandt
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„...hier müssen so Projekte immer mit dem Schuhanzieher gemacht werden...": Strategien der Stadtgestaltung und räumliche Differenzierung der Stadtgestalt. Vortrag im Rahmen des Workshops zum DFG-Projekt Baukulturen am 23.02.2007 in Bonn
K. Brzenczek und C.-C. Wiegandt
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„Akteurzentrierter Institutionalismus": ein geeigneter Ansatz für baukulturelle Gestaltungsprozesse? Vortrag im Rahmen des Workshops zum DFG- Projekt Baukulturen am 23.02.2007 in Bonn
K. Brzenczek und C.-C. Wiegandt
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„Es geht aufwärts - die Neugestaltung des Kölner Bahnhofsvorplatzes." Vortrag zur Werkstatt und Dialoggruppe des DFG-Projekts "Stadträume in Spannungsfeldern" in Hannover am 25. und 26.10.2007
Brzenczek und C.-C. Wiegandt
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Building Culture in Germany - The Design and Development of Central Public Spaces." Vortrag im Rahmen des Amerikanischen Geographentages (AAG) in Boston, USA am 18.04.2008
K. Brzenczek und C.-C. Wiegandt
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„Stadtpolitik macht Baukultur? Die Gestaltung innerstädtischer Plätze" Vortrag im Rahmen des Treffens der „Geographen der Region" am 03.04.2008 in Bonn
K. Brzenczek und C.-C. Wiegandt
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„Warum deutsche Städte ein unterschiedliches Erscheinungsbild haben - ein Forschungsprojekt zur Bau- und Planungskultur." Vortrag im ILS in Aachen am 02.06.2008
K. Brzenczek und C.-C. Wiegandt